Michael Lingenthal und das Grauen in der Ukraine

Bericht Hilfsfahrt 14. bis 22. Juli 2022 nach Sečovce, HotSpot Michalovce, Banská Bystrica und Bratislava

„HelpForceHonnef“ bereitet nächste Hilfsfahrt 21. bis 25. August vor

Eine Begegnung:

Eine junge Frau aus Buja arbeitet für die UNHCR in der Kinderbetreuung im HotSpot Michalovce. Sie zeigt die brutale Wirklichkeit des russischen Krieges gegen die Ukraine auf. Das Kriegsziel Russlands ist nicht „nur“ die Beseitigung der Souveränität der Ukraine, sondern die Vernichtung von Kultur und der unabhängigen nationalen orthodoxen Kirche. Die Geschichte und die Kultur der Ukraine sollen ausgemerzt werden.

Sie zeigt Fotos von den Zerstörungen ihrer Stadt, von der Ruine ihres Elternhauses und dann Fotos der Ermordeten. Abgehackte Gliedmaßen, ausgestochene Augen, vergewaltigte und verstümmelte Frauen, getötete Kinder, Massengräber. Die schon schrecklichen Bilder, die in den Medien hier zu sehen waren, erscheinen geradezu „harmlos“. Die Distanz der Aufnahmen, die Pixilierung der Opfer lassen das tatsächliche Leiden der Menschen und das Grauen der russischen Besatzung nicht erkennen.

In drei Wellen gehen die russischen Truppen vor. Die 1. Welle erobert das Territorium, zumeist mit Soldaten, die nicht wissen warum es geht, wo sie und wen die bekämpfen werden. Außer „Nazis“ ist ihnen nichts bekannt. Die 2. Welle zerstört systematisch die Infrastruktur, legt Sprengfallen dort, wo Zerstörung nicht möglich ist, und vermint Wege, Gärten, Felder. Die 3. Welle hat die Terrorisierung der Zivilbevölkerung zur Aufgabe. Das bestialische Vorgehen soll die Menschen mürbe und bereit zur Kapitulation machen.

Die russischen Truppen werden von Spitzeln „russische Ukrainer“ unterstützt, die oftmals der russisch-orthodoxen Kirche (Moskau mit Cyril I. als Oberhaupt) angehören. Sie informieren die Angreifer so, dass ihre Häuser/Orte verschont und nur die „ukrainischen Ukrainer“ zerstört werden. Diese Spitzel agieren auch aktuell weiter. Sie informieren die russischen Aggressoren über lohnende Raketen- und Bombenziele und über Zivilisten, die gegen die russischen Truppen vorgehen.

„Berichtet ehrlich und mit aller Klarheit“ wird gefordert. Den Krieg in seiner ganzen Brutalität darstellen, keine Pixel. (Anm. M.L.: ungepixelte Fotos/Filme kennen wir z.B. aus den Dokus der Befreiung der KZ. Diese grausamenBilder werden auch heute unverfälscht im TV und in Ausstellungen gezeigt.)

„Gebt und wenigstens die Waffen, die wir zur Verteidigung auch Eurer Freiheit benötigen“. In der Ukraine gäbe es genügend Frauen und Männer, die gegen die Invasoren kämpfen können.

Die Befürchtung ist groß, dass Deutschland und Frankreich sich mit Russland auf einen „modus vivendi“ verständigen. Man fragt, ob wir nicht sehen, dass Russland nach der Eroberung der Ukraine an der Ostgrenze der NATO steht und seine Expansionsziele ja nicht aufgibt.

Die Zurückhaltung einiger politischer Kreise und die Forderung nach Einstellung der Kämpfe durch meinungsbildende Kreise versteht man nicht.

Noch weniger, dass in Paris und Berlin die Polizei spontane Informationsaktionen vor allem durch junge Ukrainerinnen verhinderte. Diese Frauen hatten eine humane Lösung der entsetzlichen Lage der Zivilisten im „Stahlwerk“ gefordert und dazu mit Fahnen, Worten, Fotos und Liedern informiert. Die Polizei in Paris und Berlin verhinderte, mit z.T. hartem Vorgehen, diese Vorhaben. „Andere sog. „Aktivisten“ genießen Schutz, wir nicht“ war die bittere Erkenntnis der Frauen. 

Das lange Gespräch endete mit der Bitte „Informiert über die Wirklichkeit, damit auch Deutschland aufwacht“.

HotSpot Michalovce

Der Betrieb des „HotSpot“ wird immer professioneller. Die Feuerwehr hat die Verantwortung für die Infrastruktur. Die Freiwilligen werden ergänzt durch Helferinnen, die vom UNHCR gefördert werden. Es sind junge Ukrainerinnen, die in der Slowakei studierten und nun in den Dienst für ihre geflüchteten Landsleute treten. Aktuell kommen täglich bis zu 50 Personen, vor 5 Wochen waren es noch bis zu 400, am Beginn von Putins Krieg bis zu 12000. Wer nicht auf eine Weiterreise zu Familien/Freunden in der Slowakei selbst oder anderen Ländern (CZ, PL, D und F in dieser Reihenfolge vor allem) geht, findet Aufnahme in einem der Flüchtlingsheime. Die Zeit des geringeren Aufkommens von Geflüchteten wird genutzt, um sich auf dauerhafte Versorgung vorzubereiten, vor allem dann, da die nat. Spendenfreudigkeit an ihre Grenzen kommt und auf eine weitere Steigerung der Flüchtlingszahlen, wenn die russische Kriegsführung weiter zivile Einrichtungen im sog. Hinterland bombardiert oder weitere Geländegewinne erzielt.

Banská Bystrica

In Banská Bystrica unterhält der Orden von Sr. Bernadeta ein Flüchtlingsheim. 2 komplette Familien (Väter krankheitsbedingt mit Ausreisegenehmigung), 19 Erwachsene (Frauen mittleren Alters) , 18 Kinder und 3 sehr alte Menschen finden derzeit Aufnahme.

Eine Mittagsverpflegung erhalten die Flüchtlinge montags bis freitags von einer Schulküche, alle anderen Mahlzeiten werden selbst zubereitet. Die Kinder gehen zur Schule und gewöhnen sich relativ rasch ein. Die Frauen gehen in die Stadt. Schlimm ist die Lage der Alten, die fast ausschließlich im Heim bleiben.

In der Stadt haben sich mehrere Musikgruppen gebildet, die auch interne und öffentliche Konzerte geben und so der Slowakei danken und etwas Heimat aufkommen lassen.

Die Gruppe bedarf psychologischer Unterstützung. Diese wird von 3 Ärzten/Psychologen ermöglicht, eine Kraft wird durch einen privaten Sponsor finanziert, die beiden anderen Ärztinnen arbeiten ehrenamtlich. Zusätzlich zum selbst erlittenen Schicksal zermürbt die Menschen die Ungewissheit über die Lage der oft kämpfenden Angehörigen. Vereinzelt wird ein Treffen im Grenzbereich möglich, allerdings nach Rückkehr wieder mit einem erhöhten Betreuungsbedarf.

 In dieser Situation ist Sr. Bernadeta durch ihre auf Glauben gegründete Mitmenschlichkeit genau die Richtige – auch wenn sie „ihren Roma“ in Trebisov und Sečovce nachtrauert. Aufopferungsvoll kümmert sie sich vor allem um die Kinder und bereitet ihnen einen möglichst unbelasteten Aufenthalt. Solange das Heim keine öffentliche Förderung (bis auf die Schulküche) erhält, ist das Heim auf Spenden aus der Stadt und vom Ausland angewiesen. Insofern waren die Spenden aus Maria Laach, St. Hedwig und Köln für die nächsten Wochen ein Segen.

Sr. Bernadeta ist zur „Slowakin des Jahres“ gewählt worden. Eine schöne Auszeichnung, speziell für Ihren Einsatz für Roma und Geflüchtete, aber leider nicht verbunden mit einem guten Geldbetrag. Sr. Beradeta ist noch immer überwältigt, wie viele Menschen für sie in einer Life-TVsendung per Telefon gestimmt hatten. Sie hofft sehr, dass ihre Wahl die Diskriminierung der Roma etwas mindert und dass die Hilfe für die Geflüchteten nicht nachlässt. Sie beweint das Erleben der Menschen, vor allem der Frauen und der kämpfenden Einheiten.

Ausblick

An der Prognose, dass die Hilfe für Geflüchtete in der Slowakei und für die Binnenflüchtlinge in der Ukraine langfristig angelegt sein muss, hat sich leider nichts geändert. 

Es sind jetzt Vorkehrungen für den Herbst/Winter zu treffen, weil im Winter die Transportmöglichkeiten wetterbedingt eingeschränkt sind. Im Herbst/Winter ist zudem zu erwarten, dass die privaten Spendenmöglichkeiten der Slowakei nahezu erschöpft sind. Trotz aller staatlichen Förderung und int. Hilfe sind Aktivitäten/Projekte wie von der Caritas-Košice oder in Banská Bystrica weiter dringend notwendig. Es geht dabei mehr als „nur“ um die Verteilung von Sachspenden. Es geht um menschliche Wärme und Zuneigung, um eine gute Adventszeit, einen fröhlichen Nikolaus für die Kinder und ein Licht in der Weihnachtszeit. Wir haben die Mitte des Jahres überschritten. Herbst, Winter und Weihnacht folgend ganz bald.

Deshalb sollten wir in unseren Aktivitäten gezielt über die Caritas und Heime wie von Sr. Bernadeta geleitet nicht nachlassen.

Die „HelpForceHonnef“ bereitet für den 21. Bis 25. August die nächste Hilfsfahrt vor. Dazu werden am 19. und 20. August wieder Sachspenden erbeten. In Kürze erfolgt dazu ein Aufruf an die Honnefer Bevölkerung.

Michael Lingenthal, Juli 2022

Michael Lingenthal: Beeindruckende Rede

Persönliche Erklärung zur Beendigung der Mitgliedschaft im Rat der Stadt Bad Honnef am 11. März 2021

Vorab:

Für die herzlichen und anerkennenden Worte von Bürgerblock und FDP danke ich sehr herzlich. Namentlich die Zusammenarbeit mit Katja Kramer-Dißmann, Heribert Krahe, Krista Ulmen und Carl Sonnenschein im Zuge der gemeinsamen Bürgermeisterkampagne war sehr intensiv und konstruktiv. Der Erfolg von Otto Neuhoff hat uns Recht gegeben. Mit dem Ergebnis zur Bürgermeisterwahl kann ich auch als ehemaliger CDU-Vorsitzender sehr viel zufriedener sein, als mit unserem Ergebnis in den Stadtrats-Wahlbezirken.

  1. „Suchet der Stadt Bestes!“

„Suchet der Stadt Bestes“ wird leider fast immer nur mit dem Anfang von Jeremia 29, 7 zitiert. Es lohnt sich den Vers bis zum Ende zu lesen. Er schließt „… denn wenn´s ihr (der Stadt) wohl geht, so geht´s auch euch wohl.“

Das Wohl der Stadt ist also die Handlungsmaxime im Rat. Und wenn es dem „Abstraktum Stadt“ gut (wohl) geht, dann geht es auch der Bevölkerung (euch) gut.

  1. Verhältnis von Rat und Verwaltung

Mein Eindruck ist, dass im Rat zunehmend das klassische Spiel von „Regierung und Opposition“ gespielt wird. Dabei geht die Gemeindeordnung davon aus, dass Rat und Verwaltung zum Wohl der Stadt arbeiten. Es geht also nicht um die Konfrontation „Regierung = Bürgermeister/Verwaltung samt unterstützende Parteien“ gegen „Opposition = Grüne/SPD“.

Erinnern möchte ich an den guten, gemeinsamen Weg zum „ISEK“. Ich plädiere dafür, den Weg zu diesem Entwicklungskonzept zum Maßstab zu machen.

Besondere Freude hat mir die Arbeit im Bezirksausschuss bereitet. Warum? Weil hier der oben beschriebene Gegensatz bei fast allen Beratungen nicht gegeben war. Es ist uns gelungen zusammen mit allen politischen Kräften und der Verwaltung zu guten Ergebnissen im Sinne des „Suchet der Stadt Bestes“ für Aegidienberg zu kommen. Durchaus ein Beispiel für alle städtischen Ausschüsse.

  1. Forderungen „Die Stadt soll ….“

Immer wieder höre ich von Parteien und vor allem aus der Bürgerschaft „Die Stadt soll …“ und dann folgen finanzielle Forderungen. Doch wer ist „die Stadt“? Es sind vor allem die Steuern und Abgaben der Bürgerschaft selbst. Wir als Rat müssen uns immer gegenwärtig sein, dass wir mit dem Geld der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt umgehen.

  1. Aegidienberg

Die längste Zeit an einem Stück haben meine Frau und ich in Aegidienberg gewohnt. 8 Jahre in Wülscheid. Dazu ich noch vier Jahre vor meinem Abi in Rottbitze. Deshalb ist mir die Entwicklung in Aegidienberg ein besonderes Anliegen.

Zur schulischen Situation möchte ich festhalten, dass die Grundschüler in Aegidienberg überwiegend lange Wege in Kauf nehmen müssen. Wenn ich die zugemuteten Wege und Zeiten vom Berg ins Tal herunterbreche, dann gäbe es im Tal lediglich zwei Schulstandorte. 

Wir ermöglichen jedoch mit dem Geld aller Bürgerrinnen und Bürger vier Standorte im Tal, damit die Kinder möglichst eine wohnortnahe Schule haben. Ich habe etliche Demos von Eltern für diese vier Standorte im Bildungsausschuss miterlebt. Wir haben dem Wunsch der Eltern entsprochen. Vermisst habe ich dann einmal eine „Dank-Demo“.

Festhalten möchte ich: In Aegidienberg wurden Schulen in den Ortsteilen zu Gunsten einer zentralen Grundschule geschlossen. Den Schülerinnen und Schülern und den Eltern wird „op der Höh“ mehr zugemutet, als im Tal.

Mein besonderes Anliegen in und für Aegidienberg war die „Quartiersentwicklung Rederscheider Weg“. Die CDU hat lange bevor andere Parteien das Thema entdeckten und bevor die Verwaltung in erste Überlegungen eintrat die Meinung der Aegidienberger Bürgerschaft eingeholt, in grundsätzlichen Ideen zum Quartier und in „Terminen vor Ort“. Ich freue mich, dass jetzt auch andere Gruppierungen das Thema aufnehmen. Doch festhalten möchte ich, dass wir die Wünsche und Ideen der Bürgerschaft vor dem Beginn der Überlegungen anderer aufgenommen und vor allem an die Stadt weitergegeben haben. Ich danke ausdrücklich der Verwaltung für das Interesse am und die Aufnahme der Ideen im Prozess. Viele Anregungen sind so bereits in die vorgestellten Skizzen/Planungen eingeflossen.

Noch etwas ist mir wichtig: Es hat sich gelohnt die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger sozusagen vom „weißen Blatt Papier“ an aufzunehmen. Für mich ist dies ein Beispiel guter und zukunftsfähiger Bürgerbeteiligung. Ich bin stolz, dass die CDU zuerst diesen Weg in der Stadt gegangen ist.

  1. Das Image des politischen Ehrenamtes

Sorge bereitet mir der Verlust des Ansehens des „politischen Ehrenamtes“. Als ich 1975 in den Rat eintrat, war das Ratsmandat noch ein öffentlich anerkanntes Ehrenamt. Heute unterstellt man Kommunalpolitikern so ziemlich alles an Eigennutz und äußert sich in einem Ton, den man sich verbitten würde, wenn der Kritiker selbst angegriffene Person sein würde.

Der Missbrauch des öffentlichen Ehrenamtes, sei es „Müll-Skandal Köln“, „Kies-Skandal Hessen“ oder jetzt der abscheuliche „Masken Skandal“ schädigen ja nicht „nur“ das Ansehen der Parlamente. Sie beschädigen das Image des politischen Ehrenamtes an sich und machen es uns immer schwerer, Menschen für das politische Ehrenamt zu gewinnen.

Daher meine Anerkennung und mein Dank für alle diejenigen, die neu in das politische Ehrenamt als Ratsmitglieder oder Sachkundige Bürger einsteigen. Vor allem danke ich der jungen Generation, aber auch allen sog. „Seiteneinsteigern“ aus allen Generationen.

Meine Sorge um das Ansehen des politischen Ehrenamtes ist groß. Unser Ansehen hängt jedoch auch davon ab, mit welchem Anstand wir miteinander umgehen.

  1. Dank

Schließlich danke ich sehr herzlich für die gute und gemeinsame Zeit im Rat und in den Ausschüssen. Der Dank richtet sich an meine Partei, aber auch an alle politischen Mitbewerber, an die Verwaltung, an die Medien und auch an die Bürgerschaft selbst, von der ich viele Anregungen erhalten habe.

Wenn ich mich einmal im Wort vergriffen habe, so bitte ich um Nachsicht und um Vergebung. Leider ist es uns im eigentlichen Sinne nicht möglich ein gesprochenes Wort zurückzunehmen -wie können es ja nicht wieder „verschlucken“-, selbst wenn wir ein Wort anschließend korrigieren.

Mir hat das Mandat sehr viel „Freu(n)de“ gebracht. Dafür von Herzen Dank. Bad Honnef sehe ich auf dem Weg in eine gute Zukunft. „Glück Auf!“

Generationswechsel

CDU-VORSTAND: Auf Michael Lingenthal folgt Jonathan Grunwald

Der Klassiker: Michael Lingenthal beginnt seine politische Laufbahn in der Jungen Union. Von 1974 bis 1988 ist er Mitglied des Stadtrats. Dann geht es für ihn hinaus in die weite Welt, als Geschäftsführer des Deutsch-Polnischen Jugendwerks und als Leiter der Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Paraguay, Venezuela und Peru. Nach seiner Rückkehr in die Heimat im April 2014 übernimmt er den Vorsitz der Senioren-Union und kandidiert erneut erfolgreich für den Stadtrat. 2018 wird Lingenthal dann einstimmig zum Vorsitzenden der Bad Honnefer CDU gewählt. Ein Glücksfall für die ehemals so dominierende Partei, die in den vergangenen Jahren drei Bürgermeisterwahlen hintereinander verloren hat. Lingenthal, der „Motivator“, bringt Ruhe, Gelassenheit und Souveränität zurück in die leicht „gerupfte“ Partei. Mit Erfolg hat Lingenthal die Parteitür weit geöffnet, um auch jüngere Menschen zu erreichen und für die Lokalpolitik zu begeistern. Intern werden Gesprächsrunden eingeführt, ohne vorher festgelegte Tagesordnung, getreu dem Motto: „Frei von der Leber“. Nach wie vor sei die CDU zwar die stärkste politische Kraft in Bad Honnef, aber: „Wir müssen präsenter in den Ortsteilen werden“. Vorbild: Rhöndorf mit Peter Profittlich, der im Ortsteil quasi allgegenwärtig sei. Handlungsbedarf gebe es in Bad Honnef Mitte, im Bad Honnefer Süden und in Selhof. Darüber hinaus sei die Kommunalpolitik insgesamt schwieriger geworden. Die größte Gruppe bildeten mit rund 40 Prozent die Nichtwähler, und: „Damals, als ich in die Politik ging, waren Kommunalpolitiker Respektspersonen. Heute werden sie, vor allem in den sozialen Medien, oft übelst beschimpft. Der Imageverlust des Ehrenamts, nicht nur in der Kommunalpolitik, macht mir Sorgen. Dennoch haben wir während meiner Amtszeit keine kritischen Themen gescheut, beispielsweise nördlicher Stadtgarten oder das Parkraumkonzept. Es fällt aber immer schwerer sich gegen Hass und Hetze im Netz zu wehren. Wir müssen uns mit den neuen Medien auseinander setzen. Da hinken wir noch hinterher“. Dies sei eine ganz große Aufgabe für seinen Nachfolger. Ebenso wie die Stadtentwicklung und der Klimaschutz. „Wir haben eben nur ein Klima“. Rückblickend ist Lingenthal zufrieden mit „kleinen Dellen“: „Die CDU ist konsolidiert, wir haben neue Mitglieder gewonnen und die Entscheidung, Bürgermeister Otto Neuhoff zu unterstützen, war genau richtig“. Eine Delle: „Wir müssen die Präsenz in den Ortsteilen erhöhen und auf die Bürger zugehen“. Michael Lingenthal schlägt ein neues Kapitel auf seinem Lebensweg auf und schmunzelt: „Nichts ist schlimmer als die „Ehemaligen“. Da ich 400 Kilometer weit weg ziehe kann mein Nachfolger ganz sicher sein, dass ich ihm in seine Arbeit nicht reinrede“. Nicht nur für die Bad Honnefer CDU beginnt nun eine neue Ära. Auch für Michael Lingenthal. Er zieht mit seiner Frau, Familienmitgliedern und Freunden in einen altersgerechten Mehrgenerationen-Hof. Wieder ein Umzug. Damit kennt er sich aus. Es ist der 30ste Umzug in seinem Berufsleben. bö