BAD HONNEF: Engagement auf allen Ebenen

1.Beigeordneter Holger Heuser und Nadine Batzella sind das „soziale Gewissen“ der Stadt

Teil 1

Die soziale Vielfalt der Gesellschaft

Bad Honnef ist bunt und vielfältig. Hier leben Menschen aus vielen Kulturen miteinander und gestalten Integration jeden Tag vor Ort, in der Kommune. Sehr viele Menschen und Institutionen engagieren sich in Bad Honnef für die Integration von Zugewanderten – diesen Einsatz weiß die Stadt Bad Honnef zu schätzen. Doch was bedeutet Integration überhaupt? Oftmals wird der Begriff direkt mit Geflüchteten oder Migrant*innen assoziiert. Integration bezieht sich jedoch auch auf weitere Personengruppen und ist ein jahrzehntelanger Prozess, der von allen Bürgerinnen getragen wird. Er hat zum Ziel, verbesserte Chancen und verbesserte Teilhabe für jeden zu schaffen sowie Benachteiligung einzelner Gruppen zu beseitigen. So können Menschen verschiedener Herkunft, verschiedenen Geschlechts, verschiedenen Alters etc. sich vor Ort einbringen und zur Vielfalt der Gesellschaft beitragen. Dort, wo die Begegnung verschiedener Gruppen auf Augenhöhe ermöglicht wird, können Lernerfahrungen gesammelt werden und Integration stattfinden. Die verstärkte Flüchtlingszuwanderung ab 2015 hat dazu geführt, dass Strukturen in Kommunen – so auch in Bad Honnef – verändert bzw. erweitert wurden. Die Bedeutung der verstärkten Vernetzung verschiedener Akteure sowie das Schaffen von Synergien und Vermeiden von Doppelstrukturen haben seither zugenommen. Tatsächlich haben sich durch den stark gestiegenen Bedarf die Strukturen derart vervielfältigt, dass Transparenz bezüglich bestehenden Angeboten notwendig ist. Durch eben diese Vernetzung und Transparenz ist es erst möglich, Integrationsangebote zu strukturieren und zu koordinieren und so effizient Unterstützung im Integrationsprozess zu bieten. Dabei gilt zu beachten, dass Integration nicht lediglich auf Geflüchtete bezogen ist. Vielmehr bietet die vermehrte Aufnahme Geflüchteter in deutschen Kommunen die Möglichkeit, die daraus entstandene Willkommenskultur auszuweiten auf weitere Zielgruppen und so langfristig die Teilhabe verschiedener Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen. Nicht zuletzt ist die Identität als „Flüchtling“ auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt und die Zugewanderten sollten als Menschen mit Migrationshintergrund wahrgenommen werden. Auf der Grundlage des Masterplans’ Integration, der 2016 im Rahmen der vermehrten Flüchtlingszuwanderung entstand, wurden die damals erarbeiteten Inhalte überarbeitet und auf den aktuellen Stand gebracht. Der Prozess zur Entwicklung des nun vorliegenden Konzepts wurde durch die damalige Erste Beigeordnete Cigdem Bern initiiert, begleitet und unterstützt. Dabei stand das Kommunale Integrationszentrum Rhein-Sieg-Kreis, vertreten durch Antje Dinstühler, beratend zur Seite. Mit Hilfe einer fachdienstübergreifenden Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen des Jugendamts, des Fachdienstes Bildung, Kultur und Sport, des Fachdienstes Soziales und Asyl sowie der Beauftragten für Gleichstellung, Senioren und Menschen mit Behinderung wurden in einem ersten Schritt der Rahmen des Konzeptes sowie vier Handlungsschwerpunkte definiert:

  • 1 Bildung
  • 2 Arbeit und Wirtschaft
  • 3 Bürgerschaftliches Engagement
  • 4 Freizeit und Begegnung

Für jeden Handlungsschwerpunkt wurde ein Arbeitskreis mit haupt- und ehrenamtlichen Akteuren der Bad Honnefer Integrationsarbeit durchgeführt, zu denen Akteure der Integrationsarbeit persönlich und Bürgerinnen über eine Pressemitteilung eingeladen wurden. In den Arbeitskreisen wurden jeweils vorhandene Angebote und damit verbundene Herausforderungen, Ziele und konkrete Maßnahmen benannt. Insgesamt beteiligten sich etwa 60 Personen an der Entwicklung des ersten Bad Honnefer Integrationskonzeptes. Sie bereicherten durch ihre rege Teilnahme und interessanten Anregungen im Rahmen der Arbeitskreissitzungen, die durch Antje Dinstühler moderiert wurden. In diesen Arbeitskreissitzungen war das Thema Öffentlichkeitsarbeit derart präsent, dass sich daraus ein fünftes Handlungsfeld, eben die Öffentlichkeitsarbeit, ergab.

Im Anschluss an die Arbeitskreissitzungen wurden die erarbeiteten Ergebnisse zusammengefasst, den Teilnehmenden zugänglich gemacht und auf ihre Umsetzbarkeit durch die fachdienstübergreifende Arbeitsgruppe geprüft. Erste konkrete Maßnahmen wurden direkt im Anschluss angestoßen. Darüber mehr, in loser Folge, in den kommenden Ausgaben. bö

„Flüchtlinge stärker ins Boot holen“

Foto: Ehrenamtskoordinatorin Christina Uhlig (Mitte) arbeitet im Fachdienst Soziales und Asyl mit Leiterin des Geschäftsbereiches Erste Beigeordnete Cigdem Bern (rechts) und Leiterin des Fachdienstes Nadine Batzella (links).

Ehrenamtskoordinatorin bei der Stadt Bad Honnef ist seit Oktober 2016 Christina Uhlig. Sie kümmert sich um Flüchtlinge und ehrenamtlich Tätige in der Flüchtlingshilfe im Bereich Aegidienberg, während ihr Kollege Felix Trimborn, der schon länger für die Verwaltung arbeitet, für den Talbereich zuständig ist. Außerdem ist Christina Uhlig im Bereich Sprachförderung für Flüchtlinge im Berg wie im Talbereich eingesetzt.

Zum Glück sind in Bad Honnef alle ehrenamtlich Tätigen nach wie vor hoch motiviert. Während in anderen Städten und Gemeinden derzeit viele ihr Engagement aufgeben, bleibt die Zahl der Mitwirkenden in Bad Honnef nahezu konstant. Allein 100 Personen sind im Computerprogramm „Ehrena“ angemeldet, das eine schnelle Kommunikation ermöglicht. Zusätzlich gibt es noch die ehrenamtlich Tätigen, die nicht dort gelistet sind. Das ist eine außerordentlich gute Beteiligung. Christina Uhlig erklärt: „Wir sind dankbar für die, die da sind, aber können auch mehr brauchen. Hauspatinnen und Hauspaten oder Mithilfe in den internationalen Cafés werden gesucht. Auch, wer ein eigenes und neues Projekt anbieten möchte, ist willkommen und kann sich gerne bei der Stadt Bad Honnef melden.“

Christina Uhlig hat eine Ausbildung im Bereich Verwaltung. Sie ist, obwohl sie erst 26 Jahre jung ist, schon viel herumgekommen und hat Praktika bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), auch in Afrika absolviert. Ihre Bachelor-Arbeit hat sie im Studienfach Peace and Development (Friedens- und Entwicklungsarbeit) in Gothenburg in Schweden erworben. Beim Deutschen Roten Kreuz in Bonn hat sich schon als Ehrenamtskoordinatorin gewirkt. Zur Stadt Bad Honnef ist sie gekommen, weil sie hier Freiraum erwartet, ihre Vorstellungen umsetzen zu können.

Ziel ihrer Arbeit ist es, für Flüchtlinge und ehrenamtliche Tätige Struktur und Klarheit zu schaffen und dort Unterstützung anzubieten, wo es nötig ist. Von allen Seiten hat sie bereits Informationen gesammelt und steht im Austausch mit den Patenkoordinatoren und –koordinatorinnen, mit denen sie sich regelmäßig trifft. Sehr am Herzen liegt ihr, die Flüchtlinge stärker „ins Boot zu holen“, damit sie selbst aktiver werden und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie aus dem Heimatland erworben und eingesetzt haben, auch hier in Deutschland nutzen. Wichtig sei die Aufklärungsarbeit gegen Ressentiments auf beiden Seiten. Gegen Vorurteile hilft es, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.

Der Sprachunterricht für alle Flüchtlinge wird von Christina Uhlig koordiniert. Dabei werden für die Flüchtlinge bedarfsgerechte Maßnahmen von Lese- und Schreibanfängen bis hin zum Kurs für Fortgeschrittene gesucht. Mit der Volkshochschule Siebengebirge und weiteren professionellen Anbietenden für Sprachunterricht besteht eine enge Zusammenarbeit.

Der Fachdienst Soziales und Asyl gehört zum Geschäftsbereich Bürgerdienste der Stadt Bad Honnef, der von Erster Beigeordnete Cigdem Bern geleitet wird. Sie sagt: „Die Entwicklung in Bezug auf weitere Zuweisungen und Einreise von Flüchtlingen vorherzusagen, ist schwierig. Wir haben uns entschieden, in diesem Jahr 2017 den Bestand an Unterbringungsmöglichkeiten und weiteren Leistungen im Bereich Asyl auf dem aktuellen Stand zu belassen, weil wir nicht wissen, was kommt. Es gibt keine belastbaren Zahlen und damit für den Haushalt keine Handlungs- und Planungssicherheit.“

Nadine Batzella, Leiterin des Fachdienstes Soziales und Asyl, fügt hinzu, dass die Stadtverwaltung selbstverständlich mit der Bezirksregierung Kontakt hält, um zu erfahren, ob es Zuweisungen geben wird. Auch die Kommunikation mit weiteren Behörden wie beispielsweise dem Jobcenter ist gegeben. Mit dem Masterplan, der von der Stadtverwaltung entwickelt wurde, so Nadine Batzella, wurden gute Voraussetzungen für die Integration der Flüchtlinge geschaffen. Im Talbereich besteht eine enge Zusammenarbeit mit den dem Ökumenischen Netzwerk Integration.

„Schön ist mitzuerleben“ , sagt Nadine Batzella, „wenn ein Flüchtling, der zunächst wenig motiviert war, doch regelmäßig zum Sprachunterricht geht und am Ende selbst stolz auf seine eigene Leistung ist.“ Solche Beispiele zeigen den Erfolg, der aus der intensiven professionellen und ehrenamtlichen Arbeit für Flüchtlinge in Bad Honnef resultiert.

Wer ehrenamtlich tätig werden möchte, kann sich per E-Mail melden: asyl@bad-honnef.de.
Auf der Internetseite der Stadt Bad Honnef www.bad-honnef.de (Asylangelegenheiten, Wie kann ich helfen?, Ehrenamt) gibt es einen Vordruck für die Kontaktaufnahme.
Umfassende Informationen gibt es auf der Website der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe: http://badhonnef-hilft.de.cp