Vierzehn Jahre Aufschwung in Kasambya

So ging es damals los   von Peter Hurrelmann

Mitten in Uganda, wenige Kilometer vom Äquator entfernt, liegt das kleine Dorf Kasambya mit heute knapp 1.000 Einwohnern. Vor vierzehn Jahren lebten die Bewohner dort in bitterer Armut. Wenige hatten eine Zisterne an ihrer Hütte, um das Regenwasser vom Dach aufzufangen. Die meisten holten ihr tägliches Trinkwasser jedoch in den für Zentralafrika so typischen zwanzig Liter großen, gelben Wasserkanistern aus den schmutzigen Wasserlöchern der Umgebung. Wasserlöchern mit kontaminiertem, grauem Wasser, aus denen auch Tiere trinken und die voller Mückenlarven sind. Selbstverständlich musste das Wasser abgekocht werden und so lange stehen, bis es klar ist. Das Leben war von Subsistenz geprägt, das bedeutet jeder sorgte ausschließlich für sich selbst und seine oft große Familie. Ein kleiner Garten hinter der vom Verfall bedrohten Hütte, sorgte für die eintönige Ernährung der Familie. Armut und Perspektivlosigkeit herrschte überall, wie in vielen anderen Regionen Zentralafrikas. Die vielen Kinder gingen teilweise in eine staatlich nicht anerkannte Behelfsschule aus Bretterbuden, in der sie auch keinen Schulabschluss absolvieren konnten. Wir wollten den Menschen helfen, sich möglichst aus eigener Kraft, ohne Almosen und ohne Geschenke von uns aus ihrer Perspektivlosigkeit zu befreien. Wenn Investitionen notwendig sind, sollten, wenn irgend möglich Gegenleistungen erfolgen. Das war unsere Idee. 

Wir sind ein Team mit zwölf ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern aus Bad Honnef und Umgebung. Die einzigen Verwaltungskosten entstehen durch Bankgebühren für Überweisungen nach Uganda. Wir treffen uns monatlich und stehen per WhatsApp permanent mit den Projektmanagern in Kasambya in Kontakt.

Ohne Trinkwasser und Gesundheit kein Fortschritt

Das damals laufende Projekt der Wasserversorgung mit Zisternen stellte sich schnell als viel zu teuer heraus, da bei jeder Hütte zusätzlich zum Wassertank das Strohdach gegen ein Wellblechdach mit Regenrinne ausgetauscht werden musste und es wurde eingestellt. Um die Wasserversorgung kurzfristig zu verbessern, hat unser Projekt den Bewohnern gezeigt, wie sie mit einfachen Mitteln fünf bis sechs Meter tiefe Brunnen mit Brunnenringen und Handpumpe neben den Wasserlöchern bauen können und die Materialien finanziert. Das Wasser war klar, musste aber immer noch abgekocht werden. Im Frühjahr haben wir durch ein ugandisches Unternehmen einen 74 Meter tiefen Brunnen bohren lassen, der Kasambya und die nähere Umgebung mit sicherem Trinkwasser versorgt. Es kann ohne Behandlung getrunken werden und schmeckt wirklich gut.

Der Gesundheitszustand der Menschen damals war schlecht. Malaria, HIV und viele andere Krankheiten blieben oft nicht zuletzt aus Kostengründen unbehandelt. Malarianetze fehlten völlig und bei den üblichen Hausgeburten starben oft die Kinder aber auch Mütter. Unser Projekt hat Moskitonetze beschafft und die Bewohner in deren Nutzung geschult. Weiterhin haben wir vier Gesundheitshelfer durch einen Arzt ausbilden lassen. Sie können heute Diagnosen erstellen, erste Hilfe leisten, einfache ärztliche Behandlungen vornehmen, über Ernährung und andere gesundheitliche Aspekte beraten, impfen und schwangere Frauen mit einem Mutterpass bis zur Geburt begleiten. Kurz vor der Geburt entscheiden sie, ob die Mutter in der zwei Kilometer entfernten Krankenstation entbinden soll oder bei Risikogeburten in das Krankenhaus im 20 Kilometer entfernten Mityana gebracht werden muss. Durch diese Maßnahmen konnte die Sterblichkeit von Mutter und Kind bei der Geburt auf NULL reduziert werden. Ein erster Schritt zur Geburtenreduktion, denn wenn weniger Kinder sterben, werden auch weniger gezeugt sagen Studien der Vereinten Nationen aus Schwellenländern Asiens und Südamerikas.

„Wir wünschen uns eine gute Schule“

Der Wunsch der Bewohner nach einer guten Schule für ihre Kinder war von Anfang an sehr groß. Eine gute Schule kann aber nur eine private Schule sein, für die die Eltern Schulgeld für ihren Kinder zahlen müssen. Im laufenden Schulbetrieb muss sich die Schule finanziell selbst tragen. Also mussten die Menschen zunächst lernen, wie man mit einer Überschussproduktion in der Landwirtschaft Geld verdienen kann. Sie gründeten eine Genossenschaft und unser Projekt baute ihnen ein Lager, in dem die Feldfrüchte so lange lagern, bis der Markt leergekauft ist. Dann werden die gelagerten Feldfrüchte wie Mais, Bohnen und Kaffee zum höheren Preis verkauft. Nach einigen Schwierigkeiten hat die Genossenschaft dann sogar eine Spargruppe gegründet, mit der sie heute mit Hilfe von Microkrediten finanziell auf einigermaßen sicheren Füßen stehen.

Bildung ist Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben

Eine Analyse, die eine versierte Lehrerin 2013 vor Ort erstellte ergab, dass es in naher Zukunft Bedarf für eine private Hauptschule für 500 Kinder in Kasambya gibt. Ein Architekt erstellte Pläne. Die schwierigste Aufgabe lag im Kauf eines passenden Grundstückes. Der Besitzer des favorisierten Grundstückes war verstorben und es dauerte drei Jahre um die Erben zu ermitteln. 2016 war es dann soweit. Der erste Bauabschnitt mit neun Klassenräumen, Toiletten und Spielplatz konnte errichtet und im Januar 2017 in Betrieb gehen. In zwei weiteren Bauabschnitten kamen eine Mensa mit Küche, zwei Schlafsäle mit Duschen und Toiletten, Waschplätze für Wäsche, 20 Lehrerwohnungen und ein Verwaltungsgebäude hinzu. Das Gelände ist gepflastert und mit einer Mauer umgeben und der Zugang ist nur über ein mit Wachpersonal besetztes Tor möglich. 

Beste Voraussetzungen um gute Lehrer zu bekommen, denn jeder Lehrer möchte natürlich an einer guten Schule arbeiten. Aber auch beste Voraussetzungen um ein geregelten Schulbetrieb zu gewährleisten. Wenn die Schule nach fast zwei Jahren hoffentlich im Januar wieder eröffnet, werden wieder bis zu 150 Internatskinder auf dem Campus wohnen und lernen. Weitere bis zu 350 Kinder werden täglich fußläufig von 8 bis 17.00 Uhr in die Schule kommen. Ein ganz besonderes Augenmerk haben wir auf die Stärkung der Mädcheninteressen gelegt. Mädchen sind damals während der Menstruation nicht zur Schule gegangen, da es keine Hilfsmittel wie Binden oder Tampons für sie gab. Binden werden mittlerweile von einer Nähgruppe selbst hergestellt. So versäumen auch die Mädchen unserer Schule den Unterricht nicht mehr. Alle Schüler und Lehrer sowie das sonstige Personal dürfen kostenlos das sichere Trinkwasser des neuen Brunnen aus 74 Metern Tiefe nutzen. Dazu sind sechs Wasserauslässe auf dem Campus installiert. Ein Riesenfortschritt! Das alles war nur durch viele Spenden und die großartige Unterstützung der „Aktion Weltkinderhilfe“ aus Bad Honnef möglich, die uns neben finanzieller Hilfe auch beratend zur Seite stand. Vielen Dank! Weitere Infos unter www.fachco.de. In der nächsten Woche berichten wir davon, wie es weitergehen soll. Bleiben sie gespannt.

„Afrika macht süchtig“

UGANDA – Zwischen Aufschwung und Abenteuer. Teil 3   Von Peter Hurrelmann

Afrika macht süchtig und wenn man nicht aufpasst, kommt man nicht wieder davon los. Und dass unsere Reise keine Erholung wird, auch das wissen wir auch alle vorher.  Eine gute Voraussetzung für einen Erfolg. Acht Mitglieder – vier Männer und vier Frauen – aus unserem Projekt „Hand in Hand for a better life“ aus Bad Honnef zieht es im April für zwei Wochen ins Zentrum unseres Sehnsuchtskontinents. Lesen Sie hier den letzten Teil unserer Afrika-Trilogie.

Frauenpower, oder Ostern ist hier alles anders.

Afrika ist ein patriarchalischer Kontinent und die Frauen haben hier, wie bei uns vor der industriellen Revolution, kaum irgendwelche Rechte. Und dennoch tragen sie die Gesellschaft an ihrer Basis. Ohne sie würde hier kaum etwas funktionieren. In Europa haben Frauen in den letzten 150 Jahren große Fortschritte gemacht, sind aber Männern immer noch nicht vollständig gleichgestellt. Unsere vier Frauen Katja Hurrelmann, Manuela Bertram, Minzi Renschler und Conny Lutz haben sich schon im Vorfeld der Projektreise Gedanken gemacht, wie sie mit den Frauen Kasambyas zu ihrer Situation enger in Kontakt kommen können. Gar nicht so einfach.

Irgendetwas gemeinsam zu machen und dabei zu plaudern, aber was? Wir sind über Ostern in Kasambya und die Idee Ostereier zu färben passt ideal. Zumal dieser Brauch in Afrika völlig unbekannt ist. Die Farben haben wir bereits im Gepäck, fehlen nur noch die Eier. Die kaufen wir vor Ort. Leider gibt es nur braune Eier, aber egal. Am Donnerstag vor Ostern ist es dann soweit. Die Frauen aus Kasambya sind begeistert von der Idee. Nach einigen Vorbereitungen brodelt das Wasser in Töpfen auf offenem Holzfeuer. Es ist allerdings schwierig, Männer und Kinder fernzuhalten. Das Thema ist wirklich spannend und alle sind neugierig. Und so kommt es kaum zu tiefergehenden Gesprächen, aber der gemeinsame, große Spaß bringt sie trotzdem näher.

Ostersonntag geht’s dann in die Ostermesse in die übervollen Kirche im benachbarten Naluggi. Über 300 Menschen, davon weit mehr als die Hälfte Kinder feiern ausgelassen mit Trommeln und virtuosem Chor. Am Schluss der Zeremonie verkünden wir von der Kanzel, dass draußen rund um die Kirche gefärbte Eier versteckt sind und dass alle Kinder die gleich suchen können. Ich habe selten erlebt, wie schnell fast 200 Kinder aus der Kirche stürzen und unter freudigem Gejohle hinter jedem Mauervorsprung und in jedem Busch nach Ostereiern suchen. Nach 10 Minuten sind alle Eier gefunden und die Kinder halten sie fröhlich in unsere Kameras. Was für ein toller neuer Brauch hier mitten in Afrika.

Patenkinder

In unserem Projekt in Kasambya gibt es derzeit fast 40 Patenkinder. Patenkinder werden vom Dorfkomitee nach der Bedürftigkeit ihrer Familie ausgewählt und dann von Manuela Bertram aus unserem Team in Deutschland vermittelt. Als Pate unterstützt man sein Patenkind mit einem monatlichen Beitrag in Höhe von 20 Euro. Mit dem Betrag ermöglicht man den Schulbesuch des Patenkindes. Wir versuchen mit einer Patenschaft auch immer einen persönlichen Kontakt herzustellen. Manuela Bertram sorgt dafür, dass der Pate einmal jährlich einen Bericht seines Patenkindes erhält. Und, wenn jemand von uns nach Kasambya fährt, nehmen wir natürlich auch Briefe oder kleine Geschenke mit. Auch auf unserer jetzigen Projektreise haben wir wieder für fast alle Patenkinder Geschenke ihrer deutschen Paten dabei, die Manuela den Patenkindern in einer feierlichen Stunde übergibt. Da ist die Freude groß.

Wie ist das eigentlich mit dem Geld?

Wir sind transparent. Unser Projektteam besteht ausschließlich aus engagierten, ehrenamtlichen Mitgliedern. Marketingkosten, wie Internet, Broschüren, Plakate und so weiter, werden ausschließlich von Unternehmen gespendet. Die einzigen Verwaltungskosten sind Transfergebühren für Überweisungen von unserem Vereinskonto in Deutschland auf unser Euro-Konto bei der Centenary Bank in Kampala. Dort überwacht eine Bankangestellte die Kontoführung. Sie gibt die Gelder ausschließlich nach unseren Maßgaben zweckgebunden frei.

Unser Projektleiter vor Ort, Stephen Jumba plant langfristig die einzelnen Elemente im Projekt und hinterlegt sie bei größeren Summen mit Angeboten mehrerer Lieferanten. Im deutschen Team passen wir die langfristige Planung  an und verabschieden sie. Jeder Teilauftrag wird vom Projektleiter hier abgerufen und wird nach Abschluss mit Rechnungen/ Quittungen belegt. Unser deutsches Vereinskonto wird von Brigitte Harder-Krawietz aus Göttingen verwaltet. Sie ist eine ehemalige Telekom Kollegin und ist verantwortlich für die Buchführung im Verein. Sie verwaltet akribisch das Vereinskonto und kümmert sich um die Spendenbescheinigungen.

Und woher kommt das Geld?

Jeder in unserem Team ist auch ein professioneller Bettler – modern auch Fundraiser genannt. Und unser Fundraising ist vielfältig. Wichtig für uns ist, dass Spenden möglichst immer für den Spender nachvollziehbar sind. Vor zwei Jahren konnten Spender Schulbänke spenden, auf die in Kasambya dann ein Text des Spenders gedruckt wurde. Als Beweis bekam jeder Spender dann ein Foto von „seiner“  Schulbank. Genauso haben uns zu Weihnachten letzten Jahres Spender mit Etagenbetten für die neuen Internatskinder unterstützt. Auch den Kauf von Zementsäcken für den Schulbau, oder die Kosten für eine Geburt in Höhe von 10 Euro kann man direkt unterstützen. 

Der Verkauf von afrikanischen Papierketten in den Bad Honnefer Geschäften Karlottas Kaffee & Lieblingskram und Villamani  am Markt und auf Veranstaltungen ist ebenso hilfreich, wie der Verkauf von historischen iPhones, die uns gespendet wurden. Fast 40 Patenschaften unterstützen Schulkinder aus bedürftigen Familien. Unser ganz großer Dank gilt der „Aktion Weltkinderhilfe“ aus Bad Honnef, ohne die der Schulbau überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) zahlt zwar den Löwenanteil der Neubauten, aber mindestens 25 Prozent muss die sogenannte NRO (NichtRegierungsOrganisation) – also wir – selbst aufbringen. Das ist mit Spenden allein nicht möglich. Und da springt die „Aktion Weltkinderhilfe“ ein und hilft mit weiteren Deckungsbeiträgen.

Übrigens, die Gelder vom BMZ sind Steuergelder und daher ist das Antragsverfahren verständlicherweise enorm kompliziert und langwierig. „Ich habe während der Antragsverfahren schon so manche schlaflose Nacht gehabt“, so Projektleiter Peter Hurrelmann, denn da trifft Behörde auf privates Verständnis. Manchmal vergehen bis zu 18 Monate vom ersten Antragsentwurf bis zur Auszahlung.  Nach Abschluss eines Bauabschnitts erstellt Melanie Eimermacher aus unserem Team einen sogenannten Verwendungsnachweis. Hier wird mit Originalrechnungen und Quittungen genauestens der finanzielle Ablauf belegt. Ein Sachbericht mit Fotos erklärt die Details.

Fare Well Party

Alles geht einmal zu Ende und am Ende steht immer ein Abschied und der fällt uns allen ziemlich schwer. Den letzten Morgen haben wir uns alle in „Schale geworfen“, denn heute wird es feierlich. Gleich früh morgens wird nach einer feierlichen Messe das unvermeidliche Band vor den Übernachungshäusern zerschnitten. Damit haben wir sie nun offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Es folgen Reden von den Verantwortlichen und auch wir hatten uns vorbereitet. Jeder aus unserem Team hat sich einige Sätze überlegt, die unser Projektleiter in Luganda, der dortigen Umgangssprache, übersetzt hat.

Nacheinander tragen wir unsere kleinen Ansprachen vor und der erstaunte Jubel bei den mehr als 300 anwesenden Bewohnern ist groß. Mittags ist der offizielle Teil vorbei. Wir packen unsere Luftballons, Seifenblasen und Papierflieger aus und plötzlich wird der Campus zum Hexenkessel. Wie die Wellen einer Sturmflut toben Kindermassen über den Schulhof, greifen massenhaft Kinderhände nach Luftballons und Seifenblasen. Diese Euphorie haben wir wirklich nicht erwartet. An jedem von uns klammern sich Kinder fest: „Me, me, me“ jeder will etwas erhaschen. Dieser begeisterte Abschluss macht unseren Abschied noch schwerer. Auf der Rückfahrt ist es im Bus stiller als sonst. Wir waren alle nicht zum letzten Mal hier, soviel steht fest. Weitere Infos unter www.fachco.de

Uganda – Die Perle Afrikas

Teil 2   Sportabzeichen unter sengender Äquatorsonne   von Peter Hurrelmann

Eine Homepage für unsere Schule

Fast alle Einwohner Ugandas haben ein Mobiltelefon. Mobil zu telefonieren ist dort sehr billig und funktioniert auch im Durchschnitt besser als in Deutschland. Ein Mobiltelefon ist für das normale Leben wichtig, denn es gibt keine andere Möglichkeit, Geld über weitere Entfernungen zu überweisen, da es kaum Bankfilialen gibt.  Und so zahlt man sein Geld bei der Telefongesellschaft auf sein Mobile-Money Konto, das zur Handy Nummer gehört. Man wählt dann den Geldempfänger per Handy an und überweist den Betrag auf sein handy Konto. Der Empfänger wiederum holt sich das Geld von einer anderen Filiale der Telefongesellschaft in seiner Nähe. Filialen der Telefongesellschaften gibt es in Uganda wie Sand am Meer. Sechzig Prozent aller Mobiltelefonbesitzer haben mittlerweile ein Smartphone, also auch den Zugang zum Internet. Das schreit förmlich nach einem Internetauftritt als Marketinginstrument für unsere Schule. Unser Teammitglied Steffen Klinzmann kümmert sich derzeit zusammen mit Bonny Ssenkaayi aus Kasambya, der als einziger und auch noch ausgerechnet IT studiert, um die Programmierung. Wir werden berichten.

Plastikmüll, das große Problem

Seitdem die Menschen auch in Kasambya etwas Geld zur Verfügung haben, kaufen Sie lieber ihr Trinkwasser von Nestle und Co., als es aus ihren eigenen Brunnen zu zapfen. Und das zieht seit einigen Jahren eine unglaubliche Lawine an Plastikflaschen nach sich. Manche Gegenden sind so stark vermüllt, dass der Boden kaum noch zu sehen ist. Auch in Kasambya wird Plastikmüll zunehmend zum Problem. Lydia, eine Lehrerin mit speziellen Aufgaben hat in den letzten Monaten mit den Erwachsenen sogenannte Capacity Building Maßnahmen durchgeführt. Auch das Thema Müll wurde an Wochenenden in einer Art „Volkshochschule“ in den Klassenräumen unserer Schule intensiv behandelt. Dabei ging es um Müllvermeidung, Müllsammlung, Mülltrennung und Recycling bis hin zum Verkauf von Plastikmüll oder von Müllprodukten. So haben die Bewohner unter anderem gelernt, wie man aus organischem Abfall, wie zum Beispiel den Maisabfällen mit einfachsten Mitteln Holzkohle herstellen und verkaufen kann.  Das spart das Holz der Bäume. An einem Tag sind wir auch nach Süden über den Äquator in das 200 Kilometer entfernte Masaka gefahren und haben uns dort bei der „Masaka Recycling Initiative“ über die Möglichkeiten informiert. Die Organisation ist 2007 von Andrew Bownds gegründet worden, einem Engländer, der unter anderem den auch den jährlichen Uganda Marathon organisiert. Die Initiative ist gerade dabei ein Netz von Sammelstellen für Plastikmüll über das Land auszulegen, bei denen man seinen gesammelten Plastikmüll nach Gewicht verkaufen kann. Pro Kilogramm gibt es zurzeit etwa 180 Uganda Shilling, das sind umgerechnet 4,3 Eurocent. 2018 konnten nur in Masaka 15 Tonnen Plastikmüll gesammelt werden, die Coca Cola aufgekauft hat. Nicht viel, aber ein Anfang und es läuft langsam an. Wenn alles klappt ist bald auch Kasambya dabei. Mal schauen, wie sich das Projekt weiter entwickelt.

Das Ugandische Sportabzeichen

Leider dürfen wir in Kasambya, wie ursprünglich geplant, nicht das offizielle Deutsche Sportabzeichen des DOSB abnehmen, weil die Kinder hier alle nicht schwimmen können. Es gibt in Uganda zwar Seen, die sind aber fast alle mit Bilharziose, einem kleinen Wurm verseucht, der durch die Haut in den Körper eindringt und es sich in den Organen gemütlich macht.  Also kein deutsches sondern ein ugandisches Sportabzeichen aber in den gleichen Altersklassen und Leistungsstufen. Die beiden Honneferinnen Minzi Renschler und Conny Lutz aus unserem Team haben schon in Deutschland alles perfekt vorbereitet. Sie haben auch schon Namenslisten in den Altersstufen aus Kasambya bekommen. Mit Springseilen, Schlagbällen, Maßbändern, Stoppuhren und weiteren Utensilien ausgerüstet stehen wir am dritten Tag auf dem frisch planierten schuleigenen Sportplatz. Gemeinsam mit den Lehrern, die Minzi und Conny am Vortag gebrieft haben, werden die Leistungen der Schulkinder gemessen und festgehalten. Und da ist eine große Aufgeregtheit aber auch Spaß zu spüren. Bei den Lauf-Disziplinen über  30, 50, 100 und 800 Meter hätten wir Mzungus keine Chance und selbst wenn wir gut durchtrainiert wären, würden sie uns gnadenlos abhängen. Standweitsprung und auch Schlagballweitwurf sind nicht so bekannt und die 150 Kinder tun sich schwer damit, die richtige Technik zu finden. Aber Seilspringen scheint für alle kein Problem zu sein und es werden unter den sengenden Äquatorsonne mit sehr hohen Sprüngen mal eben 60 bis 80 Sprünge absolviert. Und das alles in ihrer Schuluniform, denn Sportkleidung haben nur wenige. Wir spüren den enormen sportlichen Kampfgeist der über dem Platz schwebt. Nach gut drei Stunden haben alle ihr Pensum geschafft und es geht an die Auswertung. Alle Teilnehmer bekommen neben einer persönlichen Urkunde auch einen kleinen Metallpin mit der ugandischen und deutschen Flagge, den sie sicher noch lange mit großem Stolz tragen. Soviel steht fest: Wenn wir wiederkommen werden wir auch das Sportabzeichen wiederholen. Wird fortgesetzt…

„Afrika macht Bad Honnefer süchtig“

UGANDA – Zwischen Aufschwung und Abenteuer   Von Peter Hurrelmann

Afrika macht süchtig und wenn man nicht aufpasst, kommt man nicht wieder davon los. Und dass unsere Reise keine Erholung wird, auch das wissen wir auch alle vorher.  Eine gute Voraussetzung für einen Erfolg. Acht Mitglieder – vier Männer und vier Frauen – aus unserem Projekt „Hand in Hand for a better life“ aus Bad Honnef zieht es im April für zwei Wochen ins Zentrum unseres Sehnsuchtskontinents.

Es ist 2:30 Uhr morgens als auf dem internationalen Flughafen in Entebbe landen. 25 Grad und trotz Regenzeit kein Regen.  Dieser eigentlich winzige Flughafen war 1976 in die internationalen Schlagzeilen geraten, als israelische Elitesoldaten ein Air France Flugzeug aus den Klauen von sieben deutschen und palästinensischen Terroristen befreite. Das ugandische Regime unter dem damaligen Diktator Idi Amin stütze seinerzeit den internationalen Terrorismus. Kenia hatte Israel bei der Befreiung mit der Erlaubnis zur Zwischenlandung der Maschine in Nairobi unterstützt.

Als Vergeltung für die Unterstützung Kenias, ließ Idi Amin in den folgenden Tagen hunderte von in Uganda lebenden Kenianern ermorden. Aber das ist lange her und Uganda ist heute ein befriedetes Land in dem man sich auch als Mzungu (Europäer)  relativ sicher bewegen kann. Nach einer guten Stunde haben wir am Flughafen alle Stationen zur Einreise durchlaufen. Alle unsere Koffer und Taschen mit jeder Menge Hilfsgüter sind auch da.

Auf Grund der unchristlichen Uhrzeit hat der Zoll (gottseidank) keine Lust mehr uns zu filzen. Draußen begrüßt uns freudig Stephen, unser agiler Projektleiter mit zwei Kleinbussen und bringt uns in gut zwei Stunden nach Mityana. Als es hell wird erreichen wir unser kleines afrikanisches Hotel. Wir haben Glück mit unserem Zimmer, denn wir haben warmes Wasser zum Duschen, keine großen Insekten aber ein großes Moskitonetz, allerdings mit Löchern. Aber wir wollen nicht meckern. Ich nehme Doxycyclin als Malaria Prophylaxe, meine Frau Malarone.

Zwölf Jahre Aufschwung Kasambya

Seit gut zwölf Jahren sind wir nun dabei, den Menschen im kleinen Dorf Kasambya, das heute gut 800 Einwohner zählt, aus ihrer damaligen Armut zu einem angemessenen Wohlstand zu verhelfen. Und der ist mittlerweile spürbar. Angefangen hatte seinerzeit alles mit der Bereitstellung von Trinkwasser aus Zisternen und Brunnen. Unser Teammitglied Christian Bertram hatte schnell und reibungslos mit den Bewohnern vor Ort drei Brunnen gebaut, die seitdem für alle Bewohner frisches Trinkwasser vorhalten. Schnell ging es weiter mit der Verbesserung der Gesundheitssituation, denn nur wer gesund ist, kann lernen und arbeiten.

Unser Arzt und Teammitglied Dr. Ulrich Schmitz hat mit richtigem Gespür von Anfang an die richtigen Expertisen entwickelt, den Menschen vor Ort medizinisch zu helfen. Unser Arzt, Dr, Mugambe, vier ausgebildete Gesundheitshelfer und eine Krankenstation vor Ort haben HIV, Malaria und andere Krankheiten zwar nicht besiegt, aber bis heute insgesamt für eine wesentliche Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung gesorgt. Unter anderem ist es gelungen, allein durch die Beratung der Gesundheitshelfer und die Abschaffung von Hausgeburten die Sterblichkeit von Mutter oder Kind bei der Geburt auf NULL zu reduzieren. Dann hat unser Projekt den Menschen vor Ort gezeigt, wie man mit Landwirtschaft gemeinsam in einer Genossenschaft gutes Geld verdienen kann.

Ein Lager wurde gebaut und Feldfrüchte werden heute dort so lange gelagert, bis sich der Verkaufspreis am Markt vervielfach hat. Dann wird verkauft. Dr. Jürgen Dengel aus Bad Honnef, langjähriger Afrikaexperte hat uns einige Jahre in unserem Team begleitet und für den Agrarsektor Konzepte entwickelt. Vor einigen Wochen ist unter der Leitung unseres Teammitgliedes Christian Bertram eine Maismühle dazugekommen, die zukünftig als Dienstleistung den Mais und andere Getreide für die Region mahlen soll. Das bringt zirka 25 Arbeitsplätze. Es entsteht ein Geldfluss, denn mittlerweile hat die Genossenschaft eine kleine Bank gegründet und jedes Mitglied zahlt monatlich einen festen Betrag auf sein Konto ein. Wer größere Summen zum Beispiel für eine Photovoltaikanlage auf seinem Haus benötigt, bekommt einen Mikrokredit aus der Bank.

Übrigens, die erste Photovoltaikanlage hat unser Teammitglied Gabor Pribil schon vor gut acht Jahren auf das erste Privathaus gebaut. Vor knapp drei Jahren hat unser Projekt damit begonnen die von Anfang an geplante Schule zu bauen. Die „Hand in Hand Community Academy“ ist eine Privatschule mit Schulgebühren, die sich selbst tragen muss. Erst wurde das eigentliche Schulgebäude mit neu großen Klassenräumen gebaut. Im letzten Jahr sind zwei Übernachtungshäuser mit Duschen und Toiletten sowie eine große Mensa und ein Küchengebäude für Internatskinder hinzugekommen. Derzeit werden gut 350 Kinder unterrichtet. Mit der Erweiterung, die wir jetzt einweihen, können zukünftig bis 500 Kinder, davon ein Drittel Internatskinder, unterrichtet werden.

Kasambya – Unser Dorf „In the Middle of Nowhere“

Unser erster Tag in Kasambya beginnt in Mityana um sieben Uhr und Frühstück mit Matooke. Das sind Kochbananen ohne Zucker. Die Pampe schmeckt wie unser Kartoffelbrei und sättigt enorm und ist anfangs mit der allgegenwärtigen Erdnusssoße auch noch mittelmäßig lecker. Weiter gibt es  hartgekochte Eier, frische Früchte, Kaffee mit Milch und Toast mit Marmelade. Um acht Uhr ist Abfahrt. Wir alle sind gespannt, wie sich das wohl anfühlt. Die Freude ist groß als unser Kleinbus mit uns acht Entwicklungshelfern nach 30 Kilometern über die holprige Sandpiste durch Eukalyptuswälder, Teeplantagen, Maisfelder und Savanne in den Schulhof einfährt. Willkommensfreude pur, die wir so nicht erwartet haben. Unser erster Tag in „unserer“ Schule.

Da steht sie nun mitten in Afrika, fast am Äquator.  Nicht alle aus unserem Team waren bisher hier. Fröhliche Kinder und freundliche Lehrer empfangen uns in ihren Klassenräumen. Ein erster Rundgang durch den Klassenblock mit extra für uns eingeübten Liedern und Willkommenschören. Und auch die zwei großen, neuen Schlafsäle mit Duschen und Toiletten und die Mensa mit der Küche für die zusätzlichen Internatskinder sind fertig und sehen perfekt aus.  Wir werden wir sie in einem feierlichen Festakt ihren Bestimmungen übergeben.

In den kommenden Tagen folgen weitere interessante Besichtigungen, Meetings mit sehr langen Tagesordnungen mit dem Schulmanagementkomitee, dem Dorfkomitee im Dorf und der landwirtschaftlichen Genossenschaft, dem Arzt, den Gesundheitshelfern und der Krankenstation und mit Lydia, der Verantwortlichen für die Capacity Building Maßnahmen. Da wird ganz viel Information über das was war und das was sein soll und wird ausgetauscht

Klimawandel – Auch hier auch spürbar

Seit einigen Wochen ist Regenzeit. Trotzdem brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Man sagt uns, dass es hier während der Regenzeit selten so wenig geregnet hat wie in den letzten Jahren. Die Regenwolken vom Atlantik schaffen es seit einigen Jahren nicht mehr so oft über das Ruwenzori Gebirge zwischen dem Kongo und Uganda. Fast alle Zisternen und Brunnen sind ziemlich leer und die Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, müssen weit laufen um mit ihren typischen gelben Wasserkanistern das lebensnotwendige Nass heranzuschaffen. Mir schießt „I bless the rains down in Afrika“ von Toto in den Kopf und ich würde mich im Moment sehr über ein paar ganz kräftige Regengüsse freuen. Es ist nicht besonders heiß aber die Sonne brennt unerbittlich auf eingecremte Haut.

Wird fortgesetzt…

„Diner en Blanc“ in Bad Honnef

Dank von Organisator Peter Hurrelmann:

„Unser Diner en Blanc 2017 ist nun Geschichte. Es hat sich angefühlt, als wenn wir nicht nur dieses Jahr feiern, sondern auch noch 2016 nachholen müssen. Unsere Gemeinschaft der Parkfreunde ist an der großen logistischen Aufgabe wieder ein Stückchen gewachsen. Danke an alle fast 900 Besucher, dass ihr dabei wart, um euren magischen Park so toll zu feiern und ihm so wieder zu helfen, in Zukunft noch schöner auszusehen“.

Lob von Georg Zumsande, Chef vom Centrum e.V.:

Liebe Frau Stegger, lieber Peter,

Glückwunsch zu dem großartigen Erfolg Eures diesjährigen „Diner en Blanc“. Ich möchte meinen Respekt zollen, vor der tollen Leistung eines starken Teams, das auch nach Nullnummern die Flinte nicht ins Korn wirft. Ihr zeigt es vorbildlich: Zusammenhalt ist alles.

Mit dieser Einstellung  wird mir um die Zukunft unserer Stadt nicht bange und vor den zahlreichen weiteren Stadtaktionen dürfte hier bei keinem Honnefer Langeweile aufkommen….. und ganz ehrlich, wir reden nicht nur über „Stadtbespaßung“, sondern darüber, mit tollen Events die Lebensfreude in unserer Stadt zu pflegen und  nach draußen zu tragen.

Das ist was wir sind: Eine Stadt mit Herz.

Vor diesem Hintergrund hat auch unsere Johanneskirmes am Wochenende eine gute Figur gemacht, rheinisches Brauchtum gehört eben auch dazu, auch wenn´s einigen von uns schwer fällt, das zu verstehen.

Bleibt weiter  so aktiv und zum Wetter, wie unser Bürgermeister immer sagt: „Glück muss man eben auch können“!

Euer Georg Zumsande für den Centrum e.V. Vorstand

Bad Honnefer bauen Schule in Afrika (2)

Von Peter Hurrelmann

Im Projekt: Am Donnerstag treffen wir uns mit dem Projektteam aus Kasambya in unserer neuen Schule und sprechen intensiv über alle Teilprojekte. Wasser wird in den letzten Jahren zunehmend zu einem Problem. In den letzten Jahren regnet es spürbar weniger.

Der Klimawandel lässt sich hier kaum noch wegdiskutieren und wir überlegen, ob die drei gegrabenen Brunnen, die circa sieben Meter tief sind, in Zukunft noch ausreichen. Sie fallen, wenn es zu wenig regnet von Zeit zu Zeit trocken. Eventuell müssen doch teure Tiefbrunnen gebohrt werden.

Bis zu 100 Metern tief und man ist nie sicher, ob man bei einer solchen Bohrung Wasser findet. Wir vereinbaren, das Thema weiter zu beobachten. Auf unsere beiden Gesundheitshelfer sind wir ganz besonders stolz. Wir haben sie vor vier Jahren von unserem Projektarzt Dr. Mugambe in der benachbarten Kreisstadt Mityana ausbilden lassen.

Eine der beiden, Kivumbi Nalongo, eine kleine drahtige Frau mit quirliger Frisur erzählt energiegeladen von ihren Aktivitäten. Wie sie erste Hilfe leisten und wie sie die Einwohner über Ernährung, Krankheiten wie Malaria, HIV und über Geburtenkontrolle und Schwangerschaft beraten und akribisch alles in Listen aufzeichnen.

Den beiden ist es innerhalb der letzten drei Jahre gelungen, die unverhältnismäßig hohe Mütter- und Kindersterblichkeitsrate während der Geburt in Kasambya durch Beratung, Einführung eines Mutterpasses und regelmäßige Untersuchungen auf NULL zu reduzieren. Wie gesagt, wir sind mächtig stolz auf die beiden. In der Landwirtschaft hat sich das Lagerhaus, das wir vor fünf Jahren gemeinsam gebaut haben, zu einer absoluten Geldmaschine entwickelt.

Dort lagert die Genossenschaft, die das Team vor Ort vor sechs Jahren gegründet hat, derzeit Kaffee ein, da die Maisernte noch nicht so weit ist. Den Kaffee hat die Genossenschaft in den umliegenden Dörfern zum Tagespreis eingekauft und lagert ihn so lange ein, bis der Marktpreis um ein vielfaches gestiegen ist. Im April wird der Lagerraum wieder mit Mais gefüllt. Neben dem Lagerraum entsteht gerade ein Verkaufsladen für landwirtschaftliche Produkte und Geräte. Auch eine Schweinezucht betreibt die Genossenschaft seit einem Jahr ziemlich erfolgreich.

Genossenschaftliche Sparkasse gegründet

Mit ihren zunehmend erfolgreichen landwirtschaftlichen Aktivitäten konnten derzeit fast siebzig Familien nebenbei eine kleine genossenschaftliche Sparkasse gründen. Jede Familie zahlt monatlich einen kleinen, festen Betrag in Höhe von 10.000 Uganda Schilling, das sind 2,60 Euro auf ihr eigenes Konto ein. Aus dem Ersparten können die Mitglieder Mikro-Kredite bekommen, die sie mit 15% monatlichen Zinsen zurückzahlen müssen. Das klingt viel, funktioniert aber. Bisher konnten sich zwanzig Familien mit einem solchen Kredit kleine Stromversorgungsanlagen mit Photovoltaik auf den Dächern in ihre Häuser installieren. Sie kosten circa 100 Euro und damit haben sie zu Hause elektrisches Licht und konnten die gefährlichen und ungesunden Kerosinfunzeln aus ihren Häusern verbannen. Über 2.000 Euro wurden bisher durch die regelmäßigen Spareinlagen eingenommen und mit dem Geldverleih hat diese kleine „Sparkasse“ durch Zinsen fast 550 Euro Profit gemacht.

Geld!

„Man kann sich in Deutschland nicht vorstellen, welch positive Auswirkungen der Neubau einer qualitativ hochwertigen Schule, wie diese hier, für die Region hat.“, so die Chefin der Schulaufsichtsbehörde des Bezirks bei der Eröffnungsfeier.

Und es ist klar, dass ein solches Projekt nicht allein mit Spenden gestemmt werden kann. Neben vielen privaten Spenden und staatlichen Hilfen hat uns ganz besonders die „aktion weltkinderhilfe“ aus Bad Honnef unterstützt, ohne die wir es nicht geschafft hätten. Ganz vielen Dank für die großartige Hilfe! Zwar wird in den Klassenräumen schon unterrichtet, aber es fehlen noch wesentliche Gebäude, wie Schlafsäle, Küche, Mensa, Lehrerwohnungen, Verwaltungsräume, Toiletten und Duschen, die in den nächsten Bauabschnitten geplant sind.

Ein Tag in Kampala

Am Freitag geht es nach Kampala, die Hauptstadt Ugandas. Ein verkehrstechnischer Moloch. Aber wir brauchen dringend noch weitere Bücher, Hefte und Bleistifte für die Kinder. In diesem Chaos muss man sehr viel Zeit mitbringen und manche Strecken legt man schneller zu Fuß zurück. Es gibt zwar Verkehrsregeln, die haben sich allerdings noch nicht durchgesetzt und ich bin froh, dass wir nicht selbst fahren müssen.

Einer unsere Lehrer verschwindet in der Menschenmenge und besorgt die Bücher und alles weitere. Derweil kaufen Gabor und ich auf einem Markt 200 Ketten, die wir in Deutschland zu Gunsten des Projektes verkaufen wollen. Die Perlen sind aus dünnen Papierstreifen von alten, bunten Broschüren in Lack getaucht, mit Zahnstochern aufgerollt und getrocknet.

Schutz vor Terrorismus

Schon am Flughafen sind uns die, aus unserer Sicht völlig übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen aufgefallen. Aber Sicherheit scheint hier ein ganz besonderes Hobby zu sein und Uganda will vermutlich beweisen, dass man auf dem Weltparkett mitspielen kann und gegen Terrorismus bestens gewappnet ist. Selbst dort, wo man sie nicht vermutet, wie zum Beispiel am Eingang von Supermärkten stehen Torbogensonden und sie schlagen bei jedem an. Die Securitys dahinter, suchen dann mit piependen Handscannern stets irgendetwas am Körper. Aber auch wenn der Handscanner piept, wird nicht weiter nachgeforscht.

Telekommunikation

Man glaubt es kaum aber Telefonieren und Surfen im Internet ist hier gemessen an europäischen Verhältnissen sehr preiswert. Man kauft einen Prepaid Anschluss, der allerdings personalisiert wird, und „Airtime“ und schon kann man loslegen.

Erstaunlicherweise ist die Infrastruktur im gesamten Land sehr gut ausgebaut und unser Handy funktioniert nahezu überall. Sehr verbreitet ist auch die Bezahlung mit dem Mobile Phone. Man kann zusätzlich in Verbindung mit seinem Anschluss ein Konto eröffnen, auf das man „Mobile Money“ einzahlt. Fast jeder bezahlt so seine Rechnungen an andere registrierte „Mobile Money“ Kunden. In Europa ist man noch lange nicht so weit. Auf dem Weg zurück von Kampala preisen wir während der einstündigen Fahrt nach Mityana mit unseren Handys auf Facebook unsere Ketten an. Das Interesse ist groß und wir reservieren bereits dreißig Stück für unsere Facebookfreunde.

Der große Tag

Montag ist der große Tag der Einweihung. Mehrere hundert Besucher haben sich angekündigt und entsprechend viele Zelte und Stühle sind geordert. Eine Einweihungsfeier, wie sie im Buche steht, mit ganz viel Symbolik, Äquatorsonne und guter Stimmung. Sie beginnt gegen 11.00 Uhr mit einem Gottesdienst einschließlich einer Taufe eines kleinen Jungen, der auf den Namen „Peter“ getauft wird. Freu! Das Gebäude wird priesterlich geweiht und wir zerschneiden das symbolische Band. Dann pflanzen wir sechs Bäume auf dem Schulgrundstück.

Drei schattenspendende Gehölze und drei Avocadobäume. Irgendwie schießt mir das Gedicht vom Herrn von Ribbeck in den Kopf. Es folgen Tanzgruppen, Ansprachen von Würdenträgern, gemeinsame Gesänge, Theatervorführungen und Schülerchöre. Sogar Peter hat seine Rede auf Luganda übersetzen lassen. Hier ein Auszug: „Ndi musanyufu nnyo okulaba nga tukungaanidde wano awamu okuggulawo essuula empya mu kifo ekye Kasambya.“, heißt übersetzt:

„Wir freuen uns aufrichtig, dass wir heute hier zusammen gekommen sind, um gemeinsam mit euch eine neue Epoche für Kasambya und die gesamte Gegend einzuläuten.“ Jubelnder Beifall an den erwarteten Stellen während der Rede beweist uns, dass wir verstanden werden. Peter mahnt aber auch nicht zum ersten Mal ein zentrales Thema an, das unser deutsches Projektteam seit Jahren umtreibt. Die Verbindlichkeit.

„Europäer haben die Uhren, aber Afrikaner haben die Zeit“, sagt man hier. Verbindliche Absprachen waren und sind die größte Herausforderung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auch in unserem Projekt. Als Wink mit dem Zaunpfahl schenken wir der Schulleitung als Spende eines unserer Teammitglieder eine echte Schwarzwälder Kuckucksuhr zur Erinnerung an diesen Tag.

Sie sorgt wie erwartet für großes Gelächter, als sie anfängt „Kuckuck“ zu rufen. Vielleicht hilft ja auch hier, wie schon öfter etwas Humor bei der Verständigung. Wir haben eine weitere Spende aus Deutschland mitgebracht. Eine große Glocke aus Messing, die in Zukunft laut den Beginn und das Ende der Pausen einläuten wird.

Die Chefin der Schulaufsichtsbehörde, Frau Rovinsa Namigadde lobt in ihrer Ansprache die gute Qualität des Bauwerks. Sie äußert sich ebenso positiv über die Auswahl der Lehrer und die gesamte Organisation im Vorfeld und sagt, dass sie sowas noch nicht so häufig erlebt hat. Ein großartiges Fest mit unbeschwerten Menschen, die diesem Tag die große Fröhlichkeit geben, die er verdient hat. Anschließend ein Festmahl mit allem, was die ugandische Küche hergibt.

Kohlehydrate in großer Konzentration: Matoke, ein ungesüßter Bananenbrei, Yams-Wurzel, Süßkartoffeln, Irish Potatos, Cassava oder Maniok, Posho, ein Brei aus Maismehl dazu Erdnuss Soße und etwas Schweine- und Hühnerfleisch. Übrigens Fleisch ist hier in Zentralafrika eine teure Delikatesse. Das Fest geht bis in den späten Nachmittag und dann heißt es Abschied nehmen. Abschied von den fröhlichen Menschen aus Kasambya und der Region, vom Dorfteam und dem agilen Schulkomitee, von den Lehrern und Patenkindern und allen anderen. Ganz viele Hände drücken unsere Hände und ich merke, wie ich eine kleine Träne abdrücke. Natürlich sehen wir uns wieder. Ich sehe im Rückspiegel, wie uns noch lange nachgewunken wird.
Entebbe

Am nächsten Morgen geht’s zurück nach Hause. Ugandas internationaler Flughafen Entebbe, der südlich von Kampala liegt, wird derzeit umgebaut. Die Baustelle ist sehr unübersichtlich. Es existieren kaum Schilder, die zeigen, wie man wo hineinkommt. Wir haben zwar noch Zeit, irren aber mindestens eine dreiviertel Stunde außen am Gebäude entlang und werden auf unsere Fragen immer wieder weiter und auch zurück geschickt.

Die Guides, die draußen eigentlich für Ordnung und Orientierung sorgen sollen, wissen aber auch nicht wirklich wo der richtige Eingang ist, und schleppen uns unsere schweren Koffer über provisorische Treppen nach oben und auch wieder nach unten. Zwischenzeitlich müssen wir immer mal wieder durch eine Sicherheitsschleuse mit Torbogensonden und Handscannern. Unsere 200 Ketten erregen dabei stets höchste Aufmerksamkeit des Sicherheitspersonals.

Jedes Mal müssen wir die Koffer öffnen, was immer zu verblüffter Freude führt. Aber wir werden auch gelobt, dass wir hier so viel gekauft haben. Zum Schluss ist es uns egal und wir gehen gegen den Strom durch den Ausgang ins Gebäude. Man versucht zwar lauthals uns aufzuhalten. Wir stellen uns jedoch taub und dumm und gehen einfach durch, ohne Sicherheitsschleuse. Endlich ein kühles Bier.

Fazit

Wir sitzen im Flieger. Eine wundervolle Strapaze mit ganz vielen überraschenden Momenten und Emotionen geht gerade viel zu schnell zu Ende. Acht Tage, die wir nicht missen möchten, waren eindeutig zu kurz. Tolle „Hand in Hand“ Erlebnisse, die auf beide Seiten sehr motivierend wirken.

Ziemlich erschöpft fängt mein Kopfkino an zu laufen. Ohne die Anstrengungen vieler Unterstützer in Deutschland, ob sie nun finanziell oder mit aufmunternden Worten geholfen haben, wäre das alles nicht zustande gekommen. Alle zusammen haben wir „Hand in Hand“ gemeinsam ganz Großartiges geleistet. „Webale nnyo obiyambi bwona.“, heißt auf Luganda „Danke für eure großartige Hilfe.“.

Der erste von drei Bauabschnitten der neuen Schule ist fertiggestellt und der Unterricht in den neuen Klassenräumen hat am 6. Februar mit gut zweihundert Schülern begonnen. Zurück in Deutschland werden wir umgehend abrechnen und unseren Geldgebern nachweisen, dass wir die Gelder zweckentsprechend und wirtschaftlich eingesetzt haben.

Stephen, unser Projektleiter vor Ort hat dafür bereits großartige Vorarbeit geleistet. Im nächsten Abschnitt, voraussichtlich noch in diesem Jahr, sind Übernachtungssäle mit Betten für Internatsschüler, eine Küche und eine Mensa sowie weitere Toiletten und Duschanlagen geplant. Im dritten Bauabschnitt kommen noch Lehrerwohnungen und Räumlichkeiten für die Verwaltung dazu. Das erfordert wieder umfangreiche Vorbereitungen bei der Beschaffung der Gelder.

Beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) müssen komplexe Anträge gestellt werden. Und wir suchen auch nach weiteren Stiftungen, die unser Vorhaben unterstützen würden. Und natürlich wünschen wir uns, dass wieder ganz viele private Spender unser Projekt unterstützen. Einer der wichtigsten Grundsätze unserer Arbeit ist Vertrauen. Menschen, die uns ihre Spende anvertrauen, können sicher sein, dass die Gelder direkt im Projekt ankommen und für das verwendet werden, für das wir sie in Deutschland gesammelt wurden.

Kein einziger Euro geht in fremde Hände und versickert dort. Auch vor Ort wickeln wir alle Geldgeschäfte nach dem 4-Augen-Prizip ab. Wir versuchen auch permanent, die Verwaltungskosten in Uganda auf ein Minimum zu reduzieren. Unser Team in Deutschland arbeitet ehrenamtlich und auch unsere Flüge bezahlt jeder aus eigener Tasche.

Und jetzt startet unser Flieger und ich sehe mit ein wenig Wehmut, wie die Häuser unter mir immer kleiner werden und unter der Wolkenschicht verschwinden. Und ich denke an die Menschen, die nicht, wie wir Europäer, rund um die Uhr mit Nachrichten zugeschüttet werden und die vielleicht auch deshalb eine wunderbare Gelassenheit in sich tragen. Sie haben eine Menge von uns gelernt. Und wir können noch so viel mehr von ihnen lernen. Tschüss Kasambya, wir sehen uns auf jeden Fall wieder! www.fachco.de

Bad Honnefer bauen eine Schule in Afrika (Teil 1)

Von Peter Hurrelmann

Eigentlich wollten wir damals den Menschen im 500-Seelen Dorf Kasambya in den fruchtbaren Wäldern am Äquator Ugandas zu gutem Trinkwasser verhelfen und damit auch ihre schwierige Gesundheitssituation verbessern. Die Idee, ihren vielen Kindern zu einer guten Zukunft zu verhelfen war auch von Anfang an da, aber den Bewohnern fehlte damals eine wesentliche Voraussetzung dafür. Sie hatten kein Geld, um die Schulgebühren ihrer Kinder zahlen zu können.

Denn die Schule, die wir dort bauen wollten, sollte sich von Anfang an finanziell selbst tragen. Mittlerweile arbeiten wir zehn Jahre Hand in Hand mit den Dorfbewohnern zusammen. Wir haben sie unter anderem bei der Entwicklung der Landwirtschaft unterstützt und ihnen Wege gezeigt, wie sie sich damit aus ihrer Armut befreien können. Es waren zehn spannende Jahre, in denen wir und auch die Bewohner Kasambyas sehr viel voneinander gelernt haben. Eine Zeit, die wir nicht mehr missen möchten.

Wer sind wir?
„Hand in Hand for a better life“ ist eine Initiative aus zwölf Mitstreitern, Honnefer Bürger, Menschen aus der Region und einige Auswärtige, die die Bewohner Kasambyas seit zehn Jahren mit Hilfe zur Selbsthilfe Schritt für Schritt aus ihrer Armut geführt haben. Wir handeln dabei nach festen Prinzipien: Es gibt möglichst keine Geschenke. Fast alles erfordert, wenn möglich eine Gegenleistung. Transparenz steht an oberster Stelle. Gesammelte Spenden gehen direkt in die Umsetzung geplanter Projektvorhaben und jeder Spender soll das nachvollziehen können. Ob man einen Sack Zement, die Kosten für eine Geburt, eine Schulbank, Ziegelsteine oder einen HIV Test stiftet, alle Spenden kommen an und werden genau dafür verwendet. Und jetzt steht es da. Das neue Schulgebäude mit neun Klassenräumen, in dem gut 300 Kinder von guten Lehrern unterrichtet, ihre siebenjährige Grundschulzeit absolvieren können. Am 30. Januar war es dann endlich soweit und wir machten uns auf, die Schule vor Ort einzuweihen.

Auf nach Uganda!
Ein Aufenthalt in Uganda ist spannend. Es vergeht kaum eine Stunde ohne Überraschungen und manchmal ist es schwierig, cool und locker zu bleiben und den Humor zu bewahren. Es ist auch eine Reise von alt nach jung. Eine Reise aus Deutschland, dem Land, dessen Bewohner mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren zu den ältesten Ländern der Erde zählt, in das weltweit jüngste Land, in dem die Menschen durchschnittlich 14 Jahre alt sind. Und bei so vielen Kindern sind Schulen besonders notwendig.

Morgens 3.00 Uhr. Wir sind zu zweit. Mein Mitstreiter aus unserem Team heißt Gabor und gemeinsam schleppen wir unsere sieben Koffer ins Auto. Bad Honnef – Frankfurt – Brüssel – Kampala mit 124 Kilo Übergepäck in Form von medizinischem Gerät, wie Arterienklemmen, Geburtszangen und elektronischen Apparaturen. Eine freundliche Spende eines Arztes, die wir in Uganda zugunsten unseres Projektes an ein Krankenhaus verkaufen wollen. Ein anderer Arzt unserer Stadt hatte uns noch 15 Kilo Verbandsmaterial für unsere Krankenstation mit auf den Weg gegeben. Brüssel – Kampala: Neun Stunden Flug, Landung um 21.00 Uhr Ortszeit.

Die Einreise
Bevor wir zum Immigration Officer durchdringen, müssen wir unseren gelben Impfpass vorzeigen. Es wird kurz, willkürlich irgendeine Seite aufgeschlagen und ich bezweifle, dass der Health-Officer lesen kann, was dort steht. Aber Vorschrift ist Vorschrift. Dann geht’s zur Einreise. Der Immigration-Officer war anscheinend zur Ausbildung in den USA, denn er fragt nach demselben Schema mit demselben versteinerten Gesicht. Außerdem gibt es am Counter neuerdings Kameras und Scanner zur Erfassung biometrischer Daten. Die gleichen wie bei der Einreise in USA. Ich werde nur nach dem Grund meines Aufenthalts gefragt. Gabor muss allerdings beim Nachbarschalter das volle Programm mit Scannen beider Hände und Fotografie der Iris absolvieren. Warum er und nicht ich, lässt sich nicht ergründen. Wir waren beide schon Uganda. Hinter der Einreise das Kofferband. Erster Erfolg: Alle Koffer sind da! Uns konnte im Vorfeld niemand wirklich sagen, wie unsere Geräte zolltechnisch zu behandeln sind. Aber gerade als der Zoll unsere Koffer per Röntgenscanner kontrollieren will, kommt, wie vorher vereinbart, der Polizeichef des Bezirks Edward S. in die Abfertigung, wimmelt die Zöllner ab und wir können gemeinsam unter seinem Schutz unbehelligt den Flughafen verlassen. Laut fällt ein Stein vom Herzen. Father John-Paul Jjumba, ehemaliger Hausgeistlicher des KSI, begleitet seit Jahren unser Projekt und weil der Polizeichef sein Freund ist, hatte er diesen Empfang für uns vorbereitet. Großartig!

Acht spannende Tage am Äquator
Stephen, unser Projektleiter vor Ort, holt uns mit einem Kleinbus ab. Unterwegs erklärt er uns schon mal das Programm, das er nach unseren Vorschlägen vorbereitet hat. Unser Aufenthalt ist komplett durchgetaktet. Stephen hat ganze Arbeit geleistet und unseren geplanten Wunschablauf minutiös bis ins Detail umgesetzt. Bürgermeister, Schulaufsichtsbehörde, Schulkomitee, Konstruktionsteam und Projektleitung der Schule, zwei Gesundheitshelfer, Dorf-Projektteam Kasambya, 26 Patenkinder und die Krankenstation mit ihren Schwestern. Um Mitternacht erreichen wir Mityana und unsere Unterkunft. Am nächsten Morgen geht’s los. Fast jeder hatte sich mit einer Agenda vorbereitet. Wir durften sogar während der Sonntagsmesse in der vollen Kirche der Gemeindestation auf der Kanzel Werbung für unsere Schule machen. Eine Audienz beim „Kabaka“, dem König von Buganda, hat leider nicht geklappt. Solche Termine muss man unglaublich lange vorbereiten und nur wenige hätten die Chance auf eine Audienz, sagte man uns. Übrigens das Königreich Buganda ist ein Teil Ugandas in dem man Luganda spricht. In der nächsten Ausgabe geht’s ums Wasser und um Geld.     Fortsetzung folgt

Hitparade in Bad Honnef

Meine sehr verehrten Damen und Herren, reden wir über die Hitparade der meistfotografierten Mitmenschen unserer Stadt im Jahre 2016.

Ganz klar, der Bürgermeister steht unangefochten auf Platz 1 mit 76 Fotos in den vergangenen 52 Ausgaben.

Herzlichen Glückwunsch dazu. Seine erste Reaktion: „Wie, mehr nicht“?

Mit 27 Abbildungen belegt mein hochverehrter Präsident Jorg Pütz, wie in den vergangenen 10 Jahren, den 2. Platz. Und jetzt die Riesenüberraschung: Erst seit Oktober im Amte, belegt unsere neue 1. Beigeordnete Cigdem Bern den dritten Platz mit 14 Fotos. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Herren Neuhoff und Pütz im kommenden Jahr um ihre gewohnten Platzierungen heftig bangen müssen. Auf die weiteren Plätze kommen Dirk Pütz, Peter Profittlich, Michael Klinkenberg, Michael Holmer Gerdes, Uwe Westhoven, Juppi Pütz, Georg Zumsande, Andreas Archut, Sebastian Schuster, Beate Schaaf, Herbert Breuer, Matthias Hupperich, Peter Hurrelmann, Ursula Voll und Wally Feiden.

Menschen, die 2016 überdurchschnittlich viel in der Stadt bewegt haben, und dem entsprechend häufig in der Öffentlichkeit standen. Dazu kommen unendlich viele Bürger, die eher im Stillen Gutes tun. In der Flüchtlingshilfe beispielsweise, bei der Tafel, in den Kleiderkammern – ehrenamtlich und selbstlos. Allen gebührt viel Respekt und Dank. Diese Menschen machen unsere Stadt erst so lebens- und liebenswert wie sie eben ist.

Schauen wir nach Berlin.

Und damit tue ich einigen Lesern einen Gefallen, die mich immer wieder fragen, „Wie geht es eigentlich ihrer Tochter“? Gut, früher habe ich häufi – ger über sie berichtet, als sie noch in Südamerika unterwegs war. Das war spannend. Nun lebt sie in Berlin und arbeitet im „Berlinale“-Team. Bisher nicht wirklich aufregend. Bis auf den Abend der Kata – strophe an der Gedächtniskirche. Ihr Büro liegt ganz in der Nähe. Und mein Töchterlein schlendert gerne über Weihnachtsmärkte. Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn einem in der gleichen Sekunde brüllend heiß und eiskalt wird. Als ich sie wenige Minuten nach der Amokfahrt an – rief, saß sie im Büro und wusste von nichts. Ihre Reaktion:„Krass“. Kinder sind coo – ler. Eben habe ich wieder mit ihr telefo niert. „Das Leben geht weiter. Normal. Du merkst hier nichts“. Soviel zum „krassen“ Gegensatz zwischen Medienberichten und Wirklichkeit.

Heiligabend düst sie von Berlin nach Köln zur Restfamilie. Am 1. Weihnachtsfeiertag macht sie einen kur – zen Abstecher nach Bad Honnef, um danach zum Flieger nach Berlin zu eilen. „Oh du Fröhliche …“. Die Zeiten ändern sich. Aus süßen, betüttelten Kindern werden nun mal Erwachsene. Erwachsene in einer völlig veränderten Welt. Aufgewachsen mit Internet und Steve Jobs. Hallo? Weihnachten? Fuck! Schön, dass meine Tochter trotz allem für ein paar Stunden aus der Weltstadt Berlin nach Bad Honnef kommt. Quasi kommen muss. Weil Weihnachten. Ich habe mich dafür bei ihr entschuldigt.

Sie sagt“ Dad, lass mal, du kannst ja nichts dafür“. Gutes Kind.

Weihnachten 2016 ist nun auch Vergangenheit. 2017 steht vor der Tür. Das Wahljahr. Ich freue mich darauf. Guten Rutsch allerseits …

 

Das braucht Bad Honnef wirklich (2)

Ein Stadtmarketing muss federführend in der Stadtverwaltung angesiedelt sein, denn hier ist eine funktionierende Infrastruktur und fachliches Know-how vor allem in den Bereichen Stadtentwicklung, Planung, Wirtschaftsförderung vorhanden. Zudem ist die Stadtverwaltung in der praktischen Umsetzung von Maßnahmen und Projekten ein wichtiger Akteur. Das heißt auch, kurze Informationswege, denn Entscheidungen werden innerhalb des Rathauses getroffen. Mögliche Gefahren ergeben sich jedoch aus der Abhängigkeit der Finanzierung aus dem kommunalen Haushalt und ein weitest gehender Ausschluss der Öffentlichkeit, also einer Abhängigkeit von Politik und Verwaltung.

Um das Problem zu beseitigen, haben sehr viele Städte eine Marketing GmbH als Partnerorganisation ins Leben gerufen und damit die Aspekte der Wirtschaftlichkeit und Effizienz gebündelt und wesentlich erhöht. Diese Partnerschaften funktionieren seit Jahren recht erfolgreich und etwas Vergleichbares erscheint gerade für unser zersplittertes Bad Honnef sinnvoll. Im Laufe der Jahre haben sich in unserer Stadt zunehmend etliche abgegrenzte Aktivitäten entwickelt, die viel Kraft und Geld kosten, sich aber nicht unbedingt ergänzen und – außer unseren Stadtfesten – kaum nach draußen wirken.

Aus diesen Gründen ist es wichtiger denn je, eine übergreifende, alle Interessen umfassende Organisation zu bilden, die unter anderem auch das ISEK unterstützt. Eine Organisation, die alle bisherigen Aktivitäten bündelt und neu ordnet und in ein professionelles Stadtmarketingkonzept einbettet. Auch Budgets müssen neu verteilt werden, denn Stadtmarketing ist ein Prozess, der neben weichen Faktoren wie Kommunikation, Kooperation, Engagement auch eine solide Finanzierung braucht.

Wer soll das bezahlen?

Geld wird unter anderem für Beratungsleistungen, Projekte, Aktivitäten und Personal benötigt. Viele Kommunen finanzieren durchschnittlich fünfzig Prozent der Kosten für den Stadtmarketingprozess selbst. Andere tragen die Kosten sogar ausschließlich. Mit neuen Ideen, wie zum Beispiel dauerhaften Stadttombolas, Einkaufsgutscheinen, die Übernahme von kommunalen Aufgaben durch die GmbH, Parkraumbewirtschaftungen, städtische Werbeflächen und die Unterstützung durch Sponsoren lassen sich für das Stadtmarketing Finanzierungsmodelle entwickeln.

Gemeinsam können dann die notwendigen Ziele erreicht werden. Dazu gehören Wirtschaftsförderung, die Weiterentwicklung der Innenstadt für den Einzelhandel und die Gastronomie, das Stadtimage, Attraktivität und Lebensqualität in der Stadt, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, PR, Wohnen und Wohnumfeld, Verkehr, Kulturpolitik, Soziales und Gesundheit, Bildung und Forschung, Sport und Freizeit, Natur und Umwelt, Tourismus sowie die Inszenierung und Bespielung des öffentlichen Raumes also die Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Eine Fülle von Aufgaben, die auf die Dauer von der Verwaltung allein nicht gestemmt werden können.

Fazit

Es gibt viel zu tun. Ein funktionierendes Stadtmarketing gemeinsam mit der Verwaltung und einer privaten GmbH muss auf die Beine gestellt werden. Dringlichste Aufgabe: alle Kräfte und Aktivitäten auch mit Partnern aus der Region müssen gebündelt und ausgebaut werden. Eine Dachmarke muss entwickelt, und mit hohem Druck und nachhaltig nach draußen kommuniziert werden. Das alles kostet Geld, ist aber nicht unbezahlbar. Wir alle müssen mehr über den Tellerrand schauen und von anderen Kommunen lernen. Gute Ideen gibt es reichlich und nicht alles muss neu erfunden werden. Auch die Beschaffung von Geldmitteln nicht. Wenn das Paket richtig geschnürt wird, dann klappt es auch mit der Zukunft. Wir sollten allerdings nicht mehr allzu lange warten!                                                                                       Peter Hurrelmann

ZUKUNFT: Was Bad Honnef wirklich braucht! (1)

Na klar wohnen wir in einer tollen Stadt! Wir haben hier wirklich alles, worum uns andere Städte beneiden. Berge und Wasser, Burgen und Weinbau, große Wälder und ein bezauberndes und unzerstörtes Stadtzentrum mit einer fast gut funktionierenden Infrastruktur. Sogar eine tolle Insel gehört uns. Bei uns beginnt der Sommer vier Wochen früher und auch das Herbstlaub leuchtet hier länger. Und es fühlt sich hier manchmal sogar ein bisschen mediterran an. Kurz gesagt: Wir leben dort, wo andere Urlaub machen.

Vieles gab es schon mal!

„Rheinisches Nizza“ – so nannte damals Weltenbummler Alexander von Humboldt unsere faszinierende Stadt. Und er musste es wissen, war er doch schon zu seiner Zeit weit in der Welt herumgekommen. „Rheinisches Nizza“ – ein Name mit Wohlgefühl, der angenehme Bilder im Kopf erzeugt. Eine Wellnessoase, die damals viele Besucher fasziniert hat. Sogar königliche Majestäten pflegten ihre Ferien hier zu verbringen. Unsere Vorfahren waren schon damals stolz darauf, hier zu leben. „Rheinisches Nizza“ – In der modernen

Kommunikation würde man heute „Claim“ oder „Slogan“ dazu sagen. Ein „Leistungsversprechen“ oder die „Philosophie“ des „Unternehmens“ Bad Honnef.

Wer sind wir eigentlich?

OK – das war damals. Städte werben heute vor allem um die Gunst von Unternehmen, die für eine Ansiedlung gewonnen werden sollen und um Touristen. Aber auch um junge Einwohner, den Zuzug von Arbeitskräften und nicht zuletzt den Besuch von Konsumenten. Doch wer oder was ist Bad Honnef heute? Welche Bilder entstehen im Kopf, wenn man unseren Namen hört oder liest? Was beschreibt unsere Attraktivität für Unternehmen, potenzielle Einwohner und Besucher? Was macht uns besonders gegenüber anderen Städten? Kurz – was erzeugt ein gutes Gefühl in den Menschen? Wenig! Nach außen sind wir heute eine Stadt, wie viele andere. Wir haben keine ausgeprägte Identität! Eine unverwechselbare Dachmarke kann das ändern. Eine nicht austauschbare Qualitätsmarke, die unsere Stadt regional und überregional mit einem hohen Wiedererkennungswert und funktionierender Markenarchitektur als Lebensraum, Wirtschaftsstandort, Einkaufs- und Kulturstadt sowie als Erholungsraum beschreibt. Das klingt als wäre unsere Stadt ein Unternehmen. Im gewissen Sinne ist sie das auch, denn im Gegensatz zu früher hat sich auch unsere Stadt zu einem Güter- und Dienstleistungsanbieter und zu einem Verkäufer seiner Produkte und seines Standortes im Wettbewerb mit anderen Städten entwickelt.

Also, was müssen wir tun?

Besucher zum Beispiel, kommen nur in den seltensten Fällen mit dem ausschließlichen Ziel zu uns, hier einzukaufen, denn die meisten Produkte kann man sich heute überall und vor allem im Internet beschaffen. Also – warum sollten sie zu uns kommen und einige Stunden bei uns verweilen, um so vielleicht beiläufig zum Konsum verführt zu werden? Menschen sind stets auf der Suche nach einem guten Gefühl und ansatzweise erahnen wir, was zu tun ist. Zu unseren großartigen Stadtfesten brummt es bei uns. Zigtausende drängeln sich durch die Straßen und erleben unsere liebenswerte Stadt. Das hilft schon mal. Aber die Aktionen brauchen viel Kraft, sind nicht gerade preiswert und wie so häufig im Leben fehlt auch hier die Nachhaltigkeit, denn an den anderen Wochenenden ist hier „tote Hose“, wie man so schön sagt. Helfen soll hier momentan das Internet und dafür wird derzeit eine Menge Geld investiert. Zweifellos ist eine topmoderne Präsenz im Netz sehr wichtig und Unternehmen, die dort nicht vorhanden sind, werden über kurz oder lang verschwinden. Aber das Internet ist nur ein Kommunikationskanal, der nur eine abgegrenzte Zielgruppe erreicht. Und es reicht nicht, Angebote ins Netz zu stellen und zu warten, dass sie jemand findet, geschweige denn, online kauft. Wenn schon müssten sie proaktiv vermarktet werden. Hier wäre eine Kooperation mit zum Beispiel Ebay denkbar, ein lange bestehender Marktplatz, auf dem sich Millionen Konsumenten tummeln. Mönchengladbach hat diesen Weg im vergangenen Jahr getestet und scheint gute Erfahrungen gemacht zu haben. Für die mittelfristige Zukunft ist diese Aktion aber sehr wahrscheinlich nicht nachhaltig genug. Es reicht nicht aus, an isolierten Kommunikationsmaßnahmen, die ausschließlich dem Verkauf dienen, zu schrauben! Im Vordergrund muss eine allumfassende Marketingkonzeption stehen. Eine unverwechselbare Dachmarke muss aktiv, dauerhaft und nachhaltig kommuniziert werden. Wenn wir unsere Botschaften nicht proaktiv und sympathisch in die Welt kommunizieren, werden wir auch in Zukunft nicht wahrgenommen! Wir müssen ein nachhaltiges Feuerwerk zünden, das regional oder noch besser überregional unübersehbar ist. Die Sterne dafür standen nie so günstig, wie heute und wir haben eine gute Chance. Wie das funktionieren kann, lesen Sie in der nächsten Ausgabe.                                                                 Peter Hurrelmann