Tourismus

Meine sehr verehrten Damen und Herren, so lange so schön und so trocken war es schon lange nicht mehr. Der bisher trockenste Sommer überhaupt war der des Jahres 2003. Und in Sachen Trockenheit kommen wir diesem Jahrhundertsommer mittlerweile schon sehr nah. Und nun setzt sich das hochsommerliche Wetter einfach fort. Wer dieses Jahr Urlaub zuhause geplant hat, der hat in Sachen Wetter wirklich alles richtig gemacht, denn bei uns im Land herrscht verbreitet eine Wetterlage wie rund ums Mittelmeer.

Zugegeben werden dort teilweise bis zu 40 Grad erreicht, aber unsere Spitzenwerte bis 34 Grad sind auch nicht zu verachten. Nachts kühlt es zudem auch richtig angenehm ab und man kann recht gut schlafen. Soviel dazu. Ich denke, das Wetter kann man ja auch mal loben. Lob gebührt auch unserer Stadtverwaltung, die in der Beliebtheitsskala im Moment gewiss nicht ganz so weit oben steht.

Der Hotelbetrieb im Avendi geht ab Oktober unter neuem Namen weiter und ins Commundo zieht die Fortbildungsakademie der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Laut Aussage der neuen Betreiber sollen dort knapp 40.000 Mitarbeiter pro Jahr geschult werden. Gut für Handel und Gastronomie. Gut für die Stadt. Vielleicht gibt es dann bald auch wieder eine Kneipe in Selhof. Wetter gut, alles gut.

Ich war eben in unserer Tourismus-Info im Rathaus. Verkleidet als Tourist. „Ich bin drei Tage in Bad Honnef, was kann ich hier erleben“? Und schwups lag ein Packen mit Prospekten auf der Theke. Schön bunt. Es gibt Radwandervorschläge, Wander-und Themenwege, Stadtrundgänge, die Nibelungenhalle und die Drachenfelsbahn. Moment, hier gibt es auch noch ein Verzeichnis über die Waldgaststätten im Siebengebirge. Auffällig ist, dass die Stadt Bad Honnef nach wie vor im Werbematerial der Tourismus Siebengebirge GmbH nicht vorkommt.

Immerhin erfahre ich noch, dass es in Bad Honnef ein Freizeitbad gibt, Schlemmerabende und Stadtführungen. Null Prospekt über unsere Gastronomie, Biergärten, Insel oder Geschäfte. Ein Elend. Der geneigte Tourist wird quasi schon in der Tourismusinfo weiter geleitet in die umliegenden Städtchen Königswinter, Rheinbreitbach, Unkel oder Erpel. Zumindest werbetechnisch. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder in die Tourismus GmbH einzusteigen. Ein Fall für unsere Tourismusförderin. Reden wir über die große weite Urlaubswelt. Frank Dorst, Inhaber vom Reisebüro Central in der Bahnhofstraße, sagt uns, wie die in diesem Jahr aussieht.

Die Türkei als Urlaubsland feiert ein sensationelles Comeback. Das Preis-Leistungsverhältnis dort ist hervorragend. Auch Thailand und Griechenland kommen an die Spitze zurück. Bei den Städtereisen liegen London, Paris, Amsterdam und Lissabon ganz vorne. Seereisen boomen und nach wie vor ist Deutschland das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Ein Grund mehr, Bad Honnef touristisch aufzumotzen. Ich denke, nach vier Wochen TV-Dauerwerbung wird auch Russland bald als Urlaubsland ganz vorne mitmischen. Schönen Urlaub allerseits…   

Bad Honnef und der Tourismus

Foto: Auf dem roten Teppich in der Schokoladenmanufaktur Coppeneur die Akteure des Tourismus-BarCamps: v. l.: María-Soledad Sichert (bonntouren.de), Ute Lange (Moderatorin, i3kommunikation.de), Lucie Leyendecker (Stadt Bad Honnef), Johanna Högner (Wirtschaftsförderung Stadt Bad Honnef), Robin von Rüden (bonn.digital) und Johannes Mirus (bonn.digital).

7./8. Juli 2017: TourismusCamp für die Zukunft des regionalen Tourismus

Andere Akteure und interessante Menschen kennenlernen und sich vernetzen – das sind die Ziele des ersten TourismusCamps, das am 7. und 8. Juli 2017 in der Manufaktur Coppeneur im Gewerbepark Bad Honnef am Dachsberg abgehalten wird. Das Ereignis wird ein Gewinn sein für alle, die sich in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr für den Tourismus stark machen. Darüber hinaus können Teilnehmende an diesen Tagen die Entwicklung des touristischen Sektors in Bad Honnef im Verbund mit der Region mitgestalten.

Angeboten wird eine besondere Form des Austauschs: Ein BarCamp, welches sich mit dem Schwerpunkt Tourismus („TourismusCamp“) befasst. Das Format ist eine offene moderne Tagung mit dynamischen Workshops, die sich deutlich von einer klassischen Konferenz unterscheidet. Jeder wird zum Mitmachen angehalten. Inhalte und Ablauf werden von den Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf als Vortrag, Diskussion, Workshop oder in selbst gewählter Form gestaltet. Schon während der Vorstellungsrunde ergeben sich Aha-Erlebnisse und Menschen mit gleichen Interessen finden sich.

Mitmachen können Mitarbeitende oder Chefinnen und Chefs von Unternehmen, die direkt oder indirekt in der touristischen Produktkette vertreten sind: aus Hotellerie und Gastronomie, Kultureinrichtungen, Einzelhandel, Logistikunternehmen, Telekommunikation, Freizeitwirtschaft sowie wie Firmen und Organisationen, die in der digitalen Welt zu Hause sind.

Veranstalterin María-Soledad Sichert ist glücklich, als BarCamp-Ort die Manufaktur Coppeneur gefunden zu haben. Idealerweise gibt es dort die Möglichkeit, sich gemeinsam in der Küche oder Auditorium zu versammeln, aber auch die einzelnen Gruppen können für ihre Gespräche, genannt „Sessions“, in Nebenräume ausweichen.

Vor- und Expertenwissen sind nicht notwendig. María-Soledad Sichert sagt: „Hauptsache wir sitzen zusammen und können über die Anregungen reden. Die Diskussion kann sich gerne auch in anderen Städten fortsetzen. Es ist die Öffnung zu was Neuem und die Chance, was Tolles daraus zu machen.“ Auch wer sich nicht vorbereitet und noch nie an einem BarCamp teilgenommen hat, ist willkommen und wird feststellen, dass seine Beiträge für die anderen eine Bereicherung sind. Die gleiche Augenhöhe der Teilnehmenden entsteht, weil sie sich selbst organisieren. Vielfalt ist gewünscht und ein Ergebnis. Nahezu gleichzeitig werden die Diskussionen in der digitalen Welt auf Homepage, Facebook und Twitter fortgeführt.

Die Stadt Bad Honnef unterstützt die Veranstaltung. Johanna Högner, Wirtschaftsförderung, erwartet neue Impulse, die auch nach den Tagen des TourismusCamps wirksam sein und Früchte tragen werden. Bereits die digitale Diskussion in den Foren, auf Homepages, Twitter und Facebook, die nahezu gleichzeitig stattfindet, aber auch die Vervielfältigung in den Medien machen auf das Thema aufmerksam und führen am Ende zu dem Ergebnis, die Anregungen umzusetzen.

María-Soledad Sichert ist zertifizierte Gästeführerin und liebt die Region. Ihre Überzeugung ist es, dass die Städte und Gemeinden sich nicht im Alleingang weiterentwickeln können und sie profitieren, wenn sie sich auch touristisch als Einheit, aber trotzdem in der ganzen Vielfalt darstellen. Durch das TourismusCamp wird ein entscheidender Schub in diese Richtung im Tourismussektor entstehen, davon ist Sichert überzeugt. Moderatorin Ute Lange und die jungen Teammitglieder von Bonn.digital haben Erfahrungen mit entsprechenden Camps wie das Literaturcamp in Bonn und werden das TourismusCamp begleiten.

Die erste weiterführende Vernetzung gibt es jetzt schon: Unter www.barcamp-liste.de werden alle BarCamps gelistet und das TourismusCamp in Bad Honnef ist mit dabei.

Anmeldungen werden erbeten unter www.tourismuscamp-brsa.de, hier gibt es die Tickets und weitere Informationen. Erhoben wird eine Unkostenbeteiligung. Die Veranstaltung selbst trägt sich durch Sponsoren, die noch mitmachen im Verbund mit der Region und sich über sichert@bonntouren.de melden können. cp

 

 

 

ZUKUNFT: Was Bad Honnef wirklich braucht! (1)

Na klar wohnen wir in einer tollen Stadt! Wir haben hier wirklich alles, worum uns andere Städte beneiden. Berge und Wasser, Burgen und Weinbau, große Wälder und ein bezauberndes und unzerstörtes Stadtzentrum mit einer fast gut funktionierenden Infrastruktur. Sogar eine tolle Insel gehört uns. Bei uns beginnt der Sommer vier Wochen früher und auch das Herbstlaub leuchtet hier länger. Und es fühlt sich hier manchmal sogar ein bisschen mediterran an. Kurz gesagt: Wir leben dort, wo andere Urlaub machen.

Vieles gab es schon mal!

„Rheinisches Nizza“ – so nannte damals Weltenbummler Alexander von Humboldt unsere faszinierende Stadt. Und er musste es wissen, war er doch schon zu seiner Zeit weit in der Welt herumgekommen. „Rheinisches Nizza“ – ein Name mit Wohlgefühl, der angenehme Bilder im Kopf erzeugt. Eine Wellnessoase, die damals viele Besucher fasziniert hat. Sogar königliche Majestäten pflegten ihre Ferien hier zu verbringen. Unsere Vorfahren waren schon damals stolz darauf, hier zu leben. „Rheinisches Nizza“ – In der modernen

Kommunikation würde man heute „Claim“ oder „Slogan“ dazu sagen. Ein „Leistungsversprechen“ oder die „Philosophie“ des „Unternehmens“ Bad Honnef.

Wer sind wir eigentlich?

OK – das war damals. Städte werben heute vor allem um die Gunst von Unternehmen, die für eine Ansiedlung gewonnen werden sollen und um Touristen. Aber auch um junge Einwohner, den Zuzug von Arbeitskräften und nicht zuletzt den Besuch von Konsumenten. Doch wer oder was ist Bad Honnef heute? Welche Bilder entstehen im Kopf, wenn man unseren Namen hört oder liest? Was beschreibt unsere Attraktivität für Unternehmen, potenzielle Einwohner und Besucher? Was macht uns besonders gegenüber anderen Städten? Kurz – was erzeugt ein gutes Gefühl in den Menschen? Wenig! Nach außen sind wir heute eine Stadt, wie viele andere. Wir haben keine ausgeprägte Identität! Eine unverwechselbare Dachmarke kann das ändern. Eine nicht austauschbare Qualitätsmarke, die unsere Stadt regional und überregional mit einem hohen Wiedererkennungswert und funktionierender Markenarchitektur als Lebensraum, Wirtschaftsstandort, Einkaufs- und Kulturstadt sowie als Erholungsraum beschreibt. Das klingt als wäre unsere Stadt ein Unternehmen. Im gewissen Sinne ist sie das auch, denn im Gegensatz zu früher hat sich auch unsere Stadt zu einem Güter- und Dienstleistungsanbieter und zu einem Verkäufer seiner Produkte und seines Standortes im Wettbewerb mit anderen Städten entwickelt.

Also, was müssen wir tun?

Besucher zum Beispiel, kommen nur in den seltensten Fällen mit dem ausschließlichen Ziel zu uns, hier einzukaufen, denn die meisten Produkte kann man sich heute überall und vor allem im Internet beschaffen. Also – warum sollten sie zu uns kommen und einige Stunden bei uns verweilen, um so vielleicht beiläufig zum Konsum verführt zu werden? Menschen sind stets auf der Suche nach einem guten Gefühl und ansatzweise erahnen wir, was zu tun ist. Zu unseren großartigen Stadtfesten brummt es bei uns. Zigtausende drängeln sich durch die Straßen und erleben unsere liebenswerte Stadt. Das hilft schon mal. Aber die Aktionen brauchen viel Kraft, sind nicht gerade preiswert und wie so häufig im Leben fehlt auch hier die Nachhaltigkeit, denn an den anderen Wochenenden ist hier „tote Hose“, wie man so schön sagt. Helfen soll hier momentan das Internet und dafür wird derzeit eine Menge Geld investiert. Zweifellos ist eine topmoderne Präsenz im Netz sehr wichtig und Unternehmen, die dort nicht vorhanden sind, werden über kurz oder lang verschwinden. Aber das Internet ist nur ein Kommunikationskanal, der nur eine abgegrenzte Zielgruppe erreicht. Und es reicht nicht, Angebote ins Netz zu stellen und zu warten, dass sie jemand findet, geschweige denn, online kauft. Wenn schon müssten sie proaktiv vermarktet werden. Hier wäre eine Kooperation mit zum Beispiel Ebay denkbar, ein lange bestehender Marktplatz, auf dem sich Millionen Konsumenten tummeln. Mönchengladbach hat diesen Weg im vergangenen Jahr getestet und scheint gute Erfahrungen gemacht zu haben. Für die mittelfristige Zukunft ist diese Aktion aber sehr wahrscheinlich nicht nachhaltig genug. Es reicht nicht aus, an isolierten Kommunikationsmaßnahmen, die ausschließlich dem Verkauf dienen, zu schrauben! Im Vordergrund muss eine allumfassende Marketingkonzeption stehen. Eine unverwechselbare Dachmarke muss aktiv, dauerhaft und nachhaltig kommuniziert werden. Wenn wir unsere Botschaften nicht proaktiv und sympathisch in die Welt kommunizieren, werden wir auch in Zukunft nicht wahrgenommen! Wir müssen ein nachhaltiges Feuerwerk zünden, das regional oder noch besser überregional unübersehbar ist. Die Sterne dafür standen nie so günstig, wie heute und wir haben eine gute Chance. Wie das funktionieren kann, lesen Sie in der nächsten Ausgabe.                                                                 Peter Hurrelmann