CORONA: „Vernunft und Solidarität“

Gespräch mit Prof. Dr. Klaus Weckbecker( Foto oben: Frank Homann) und Rolf Straub. 

Unser Wissen über die Pandemie ziehen wir aus den Medien. Und die bedienen alle Facetten: Mal reißerisch, mal fundiert, oft BILDhaft. Daher ist es wohltuend, einmal die Meinung von Hausärzten einholen zu können, die nahezu täglich mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun haben. Hausärzte haben das was sonst kaum jemand hat: Unser Vertrauen. „Niemals würden wir etwas entscheiden, was unseren Patienten schaden könnte“, sagt Klaus Weckbecker. Die Coronavirus-Pandemie stürzt die Welt in die größte Katastrophe der Gegenwart. Wie entwickeln sich die Fallzahlen in Deutschland? Das ist der tägliche „Thrill“ in den Nachrichten und Talkshows. Mehr als ein Jahr nach Beginn der Corona-Krise kämpft Deutschland gegen die dritte Infektionswelle, die wohl jetzt „gebrochen“ ist. Die Fallzahlen geben Anfang Mai leicht nach. Die Bundesregierung erlaubt Lockerungen für vollständig Geimpfte, Getestete, Genesene. Nach den verstörenden Meldungen in der Vergangenheit kommen nun die guten Nachrichten: „Wir sind in Bad Honnef in einer privilegierten Lage, wir haben viele Ärzte und daher auch ausreichend Impfstoff, die Zusammenarbeit klappt ausgezeichnet“. Und: „Wir haben extrem sichere und wirksame Impfstoffe. Und zwar alle“, betonen Weckbecker und Straub. Niemand hätte zu Beginn der Pandemie daran geglaubt, dass innerhalb von 10 Monaten wirksame Impfstoffe entwickelt werden könnten. Das dauere im „Normalfall“ fünf bis zehn Jahre. „Und alle schützen praktisch zu 100 Prozent vor schweren Verläufen. Noch nie ist ein geimpfter Mensch weltweit  auf eine Intensivstation gekommen“. Auch AstraZeneca sei absolut sicher für Menschen über 55 Jahre. Daher setzen  Weckbecker und Straub auf Solidarität eben von dieser Zielgruppe gegenüber jüngeren Menschen, die mit Biontec geimpft werden sollten. Alle derzeit zugelassenen Impfstoffe seien wichtig und richtig, um die Pandemie einzudämmen. „Eine Alternative zum Impfen gibt es nicht“. Ein Blick zurück: Bisher sind die Pocken die einzige Infektionskrankheit, die dauerhaft besiegt wurde. Die Pocken rafften jeden fünften infizierten Mensch weltweit dahin. Bis ein Impfstoff gefunden wurde und damit eine der gefürchtetsten Krankheiten überhaupt mit einem Schlag gebannt war. Ein Fortschritt. Wie heute. „Täglich gibt es neue Erkenntnisse und damit auch veränderte Regeln. Was von außen wie ein großes „Durcheinander“ erscheint ist ganz einfach, und zum Glück, der Fortschritt“, so Straub. Einige Entscheidungen der Politik seien nicht wirklich nachvollziehbar gewesen. „Im Großen und Ganzen sind wir aber bisher in Deutschland und auch in Bad Honnef (aktuell 31 infizierte Bürger) mit einem blauen Auge davon gekommen. Ich denke, schon sehr bald haben alle Bürger die Erstimpfung erhalten“, so Weckbecker. Auch Impfgegner (die nicht nur sich sondern auch andere gefährden) würden schon bald merken, wenn sie in ihrem Umfeld mit Geimpften zusammen kommen, dass impfen erstens nicht gefährlich ist, und zweitens, dass Geimpfte zukünftig über mehr Freiheiten verfügen.Vernunft und Vertrauen helfen gegen Viren: „Ein erfreulicher Begleitumstand der Pandemie ist das gestiegene Hygienebewußtsein der Menschen. Vermehrtes Händewaschen und desinfizieren hat deutlich dazu beigetragen, dass im Winter die typischen Erkältungskrankheiten enorm zurück gegangen sind. Natürlich auch dank der Maskenpflicht“, sagt Straub. Der „Fortschritt“ geht weiter. Zur Zeit wird geforscht, wann und ob eine Drittimpfung nötig wird.                                                          bö  

Aktuell für den Rhein-Sieg-Kreis

Die Impfpriorisierung beim Impfstoff AstraZeneca ist ab sofort aufgehoben. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte der Kassenärztlichen Vereinigung können – je nach Verfügbarkeit des Impfstoffes – Personen ein Angebot machen, die sich mit AstraZeneca impfen lassen wollen. Die Ärztinnen und Ärzte könnten nun individuell auf ihre Patienten abgestimmt entscheiden, ob der Impfstoff geeignet ist. rsk