Vom Ankommen

Als ich auf die A31 biege, erhöhe ich stetig das Tempo. Durch Essen hatte ich mich vorsichtig leiten lassen, da ich diese Strecke noch nicht kannte. Und wenn ich normalerweise über die A3 anreise, bewegt man sich langsam durch den dichten und meist stockenden Verkehr. Immer erst auf der A31 kann man aufs Gaspedal treten.

Es ist keine Eile und schon gar nicht Stress, was mich antreibt. Es ist die pure Freude. Ich beginne zu lächeln, und die Musik wird lauter. Ich cruise ins Paradies, um dort eine Einsiedler-Woche zu verbringen. Fern von Pflichten, Rücksichtnahmen und Menschen. Ein Schild am Straßenrand besagt: Münsterland – Das Lächeln muss wohl schon hässlich mein Gesicht verzerren.

Ich rase durch die flache Landschaft: verstreute Höfe, umgeben von hohen Baumreihen und kleinen Wäldchen. Willkommen in Niedersachsen – Ich beschleunige nochmals und genieße das Gefühl, bald am Ziel zu sein. Kiefern auf Sandboden statt Buchen auf Trachyt-Tuff. Noch ein Kilometer bis zur Ausfahrt. Schließlich nehme ich den Fuß vom Gaspedal und lasse den Wagen von der Autobahn rollen.

Danach kenne ich jede Ampel und wie sie schaltet, jeden Blitzer und jede Tankstelle. In spätestens einer Stunde werde ich endlich da sein! Die Straße ist eine Allee aus dichten Kastanien, Eichen und Linden. Von ihnen beschattet gleite ich – innerlich jubilierend – dahin. Kein bummelndes Wohnmobil, keine Baustelle kann mir meine freudige Gelassenheit nehmen.

Ich erreiche die Ortschaft, überquere den Fluss. Auf der Landstraße gebe ich letztmals Gas und biege dann auf einen Weg zwischen Roggen- und Gerstenfeldern. Im Schritttempo – wie gewünscht – lenke ich über die Hofanlage. Auf der Terrasse empfängt mich – wie erwartet – eine kleine Katze. Angekommen! Franziska Lachnit (2017)

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