„Wirtschaft für Bad Honnef“

ENGAGEMENT: Initiativen in Bad Honnef (4)

Die Stadt ringt gerade um eine Dachmarke. Die Initiative Wirtschaft für Bad Honnef hat schon lange ihre eigene: „Lasst Bad Honnef erblühen“. Das illustriert sie nachdrücklich. 180 Geranienkübel hängen überall und sind im Stadtbild unübersehbar, 750.000 Krokuszwiebeln wurden versenkt und dominieren zur Blütezeit ähnlich den 20 Millionen Tulpen im großen Istanbul. Oder standen doch niederländische Krokuswiesen Pate?

Die Kübel an den Laternen jedenfalls finden ihr Vorbild in Frankreich, wo sie gang und gäbe sind. Dieter Habicht-Benthin als langjähriges Vorstandsmitglied der Initiative weiß, dass für den Geranienschmuck pro Jahr 16.000 Euro eingeworben werden müssen. Rund 150 Spender gilt es jeweils zu finden. So bleibt ein Netzwerk der Kontakte, Kommunikation und Publicity lebendig. Ergänzt zum Beispiel um ein „Krokusfrühlingsfest“, in welches bisher Kinder und neuerdings auch Senioren einbezogen werden.

Die floralen Aktionen fallen auf. Sie sind attraktiv Und zweifellos erreichen sie mittlerweile ein Format, welches das Stadtbild sichtbar aufwertet. Selbstverständlich jedoch sind sie nicht der alleinige Gegenstand des Engagements. Die Initiative zeichnet sich ganz allgemein aus durch klare Orientierung und klare Sicht. 2006 gründete sie sich aus dem „Arbeitskreis Wirtschaft“ des Bürgerblocks heraus. Unumwunden mit dem Ziel der „wirtschaftlichen Nutzung des Selhofer Südens“.

Mit deutlich definierten Adressaten. Denn ein von 156 Persönlichkeiten unterzeichneter Aufruf sollte CDU und SPD von ihrer damaligen Meinung abbringen, den Honnefer Süden eher grün zu belassen und nicht zu besiedeln. Folgerichtig interpretiert sich die Initiative als parteiübergreifend und politisch neutral.

Schon ab 2007 ging es an weitere Themen. Die heute nicht mehr unumstrittene Sicht von „Bonn als Wirtschaftsmotor für die Region“ wurde propagiert mit Vorschlägen, wie die eigene Kommune davon profitieren könne. Es folgten Potenzial- und Standortanalyse – unter Verwendung statistischer Daten der heutigen IUBH, die damals noch Internationale Fachhochschule Bad Honnef hieß. Stadtentwicklung und Tourismus wurden skizziert ausdrücklich unter den Aspekten „Wachstum“ und „Wertschöpfung“.

Die Initiative arbeitet mit präziser Optik und Strategie. Es geht ihr um die „Förderung bürgerlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger Zwecke“. Problemfelder werden aufgerollt und stets lösungsorientiert aufbereitet. Keineswegs scheut sich „Wirtschaft für Bad Honnef“, die eigene Meinung offen und auch pointiert zu äußern. Nachhaltigkeit als ursprünglich eher grüne Orientierung wird früh übernommen und ohne Zaudern aus eigener Sicht in spezifischer Weise definiert. Fokus bleibt in der Tat stets „die Entwicklung der Stadt Bad Honnef und ihres Gemeinwesens“.

Die Initiative ist berechenbar und zupackend. In der Bewerbung zur Landesgartenschau beteiligte sie sich aktiv – und sah durchaus deren Schwäche, als sie zu stärkerer Fokussierung auf einen demonstrativen Leitgedanken riet. Wenn die Verwaltung im Masterplan ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) den nördlichen Stadtgarten entlang der Schnellstraße bebauen möchte, sagt die Initiative „Nein“ und verweist auf Natur und Grün als Wesensmerkmal für Bad Honnef – unabdingbar auch für den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt, für deren Lebensqualität und Anziehungskraft.

„Wirtschaft für Bad Honnef“ bemüht sich stets um strategische Sicht. Deshalb wachsen auch Geranien und nicht kompliziertere Blumen in den Kübeln. „Es geht um wirtschaftliche Überlegungen. Es geht um den Gießzyklus.“

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