Zwischen Malle und Balkonien

URLAUB 2020:  Keine normale Reisezeit.   

Aufhebungen vieler Reisewarnungen machen Hoffnung. Doch Urlauber müssen sich auf einige Regeln und Beschränkungen einstellen. Reiseexperte Frank Dorst (Reisebüro Rheintourist) sagt: „Die Menschen wollen wieder reisen. Das ist spürbar. Aber die Sorge vor unkalkulierbaren Ereignissen schwingt oft mit. Aus unserer Sicht gehören Griechenland und Zypern zu den sichersten Reisezielen“. Und Liebling Mallorca? „Die Insel hat in dieser Saison den klaren Vorteil, nicht so überlaufen zu sein“. Charmant: Kein Massentourismus. Keine Trubel am Strand. Keine Saufgelage. Die Strände werden mit Einschränkungen und unter Aufsicht der Stadtverwaltung geöffnet, um sicherzustellen, dass ein Mindestabstand von zwei Metern unter Badegästen eingehalten wird. Ende Mai hatte die spanische Regierung erklärt, dass an den Stränden strenge Regeln gelten würden. Urlauber sollten ihren Platz im Sand zugeteilt bekommen, zwischen den Liegestühlen müssten Sicherheitsabstände eingeteilt werden, möglich seien auch zeitliche Limits für Strandbesuche von drei oder vier Stunden. Über die konkreten Maßnahmen entscheiden die Gemeinden, die für den jeweiligen Strand zuständig sind. Alles unter Kontrolle? Hoffentlich, denn: Selten war die Menschheit so urlaubsreif wie heute. Schulkinder waren in den vergangenen Monaten mehr zu Hause als in der Schule, viele Arbeitnehmer haben im Homeoffice gearbeitet. Covid-19 hat den normalen Rhythmus heftig durcheinandergebracht. Und eben auch einige Reisepläne durchkreuzt. Der Osterurlaub ist ausgefallen. Lange war ungewiss, ob man wenigstens in den Sommerferien verreisen kann und wenn ja, wohin. Das ist nun geklärt.

Für Menschen, die Urlaub in Europa machen wollen, sieht es recht  gut aus. Für 31 Länder können Pauschalreisen dorthin wieder stattfinden. Für die Reisebranche und die Fluggesellschaften sind das gute Nachrichten. „Statt neue Reisen zu verkaufen, sind wir seit März nur noch damit beschäftigt, Reisen abzusagen. Das zehrt an der Substanz“, sagt Dorst. Europa größter Reisekonzern, die Tui, und Deutschlands größte Airline, die Lufthansa, brauchten Hilfe vom Staat, um weitermachen zu können. In der deutschen Tourismusindustrie gefährdet Corona eine Million Jobs. Insofern ist es gut, wenn ein Stück Normalität zurückkehrt. Nicht nur die Lockerung bei den Reisewarnungen, auch eine zweite Meldung macht Hoffnung: Italien, das Land, in dem die Coronakrise in der EU ihren Anfang nahm, hat seine Grenzen für Deutsche geöffnet. Wer nach Rom oder Rimini fährt, muss jetzt nicht mehr in Quarantäne.

Von einer normalen Reisesaison sind wir dennoch weit entfernt. Italien will Zeitfenster für den Strandbesuch einführen, Dänemark lässt zwar wieder Bundesbürger ins Land, aber nur wenn man mindestens sechs Nächte bleibt – und Kopenhagen ist erst einmal tabu.

Viele Bundesbürger wollen ihre Ferien ohnehin lieber in Deutschland verbringen. Auch ohne Covid-19 ist das eigene Land das Lieblingsreiseziel der Deutschen. Obwohl sich die Liebe in den vergangenen Monaten bei einigen abgekühlt haben dürfte. Wer sich in der Urlaubsregion in Zeiten der Krise nicht willkommen gefühlt hat, kehrt vielleicht auch danach nicht mehr so schnell zurück. Dennoch könnten die Urlaubsregionen an der Küste oder in den Bergen zu den Gewinnern der Krise werden, weil Urlaub im eigenen Land sicherer erscheint als eine Reise ins Ausland. Oder man bleibt gleich daheim. Viele Menschen haben ihren Urlaub im Lockdown aufgebraucht, viele sind in Kurzarbeit und haben kein Geld für Reisen. Andere haben die Auszeit genutzt, um ihren Garten oder ihren Balkon zu verschönern und sonnen sich jetzt lieber zu Hause. „Dieser Urlaub wird anders sein“, hatte Bundesaußenminister Heiko Maas schon im April gesagt. Recht hat er. bö

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