„Die Leute wollen Phantasialand“

DAS SOMMERGESPRÄCH: Heute mit Miriam Brackelsberg, City-Managerin

Das ist bekannt: Deutschlands Innenstädte sind im Umbruch. Der Textilhandel ist auf dem Rückzug, dafür machen in den Einkaufsstraßen immer mehr Cafés und Restaurants auf. Das Motto: Mehr essen, weniger shoppen. Und das dürfte erst der Anfang sein. City-Managerin Miriam Brackelsberg weiß: „Die Leute wollen Phantasialand, wie auch immer“. So sieht das auch das auch das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH): „Die Innenstädte werden zu Erlebnisparks“.

Tatsächlich sehen sich die Einkaufsstraßen bundesweit mit der größten Herausforderung seit Jahrzehnten konfrontiert. Die Verbraucher erledigen einen immer größeren Teil ihrer Einkäufe im Internet. Immer weniger Konsumenten finden deshalb noch den Weg in die Innenstädte. Die Folge: Immer mehr klassische Geschäfte müssen ihre Tore schließen. Bundesweit. Noch nicht so ganz in Bad Honnef. Dafür sorgt der Centum e.V. mit etlichen umsatzfördernden Veranstaltungen.

Unterstützung bekommen die Unternehmer nun durch die Abteilung „Wirtschaftsförderung“ in der Stadtverwaltung mit Johanna Högner (Leitung), Miriam Brackelsberg (City-Managerin), Andrea Hauser (Internet) und Lucie Leyendecker (Tourismus). „Es gibt viele gute Ansätze“, so Brackelsberg, „aber es ist halt ein langwieriger Prozess. Es können nicht alle Hebel gleichzeitig umgelegt werden Nach so vielen Jahren ohne funktionierende Wirtschaftsförderung, ist hier und dort bereits eine gewisse Demotivation eingetreten. Die gilt es aufzulösen“.

Brackelsberg hofft auf eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Bad Honnefer Unternehmern. „Der Händler ist näher dran am Puls der Kundschaft“. Die City-Managerin setzt auf Kooperation und Kommunikation. Das „Business-Frühstück“ bei wechselnden Unternehmern sei ein erster Schritt in diese Richtung. „Wir müssen raus aus dem gewohnten Trott und neue Impulse setzen. Mit aller Leidenschaft und im Dialog untereinander. Nichts ist mehr so, wie es früher einmal war. Wir leben heute in einer digitalen Welt. Dagegen gibt es keine Handhabe.

Daher ist die neu eingerichtete städtische Onlineplattform mit dem Lieferservice Gold wert, um den Händlern vor Ort zeitgemäße Unterstützung zu geben. Die Probewoche ist übrigens sehr gut angekommen und hat manchen Zweifler neugierig gemacht“. Handel ist Wandel. Das war schon immer so. Und die Innenstädte werden sich in ganz kurzer Zeit sehr rasant wandeln.  Die Kernbotschaft: „Lange wurden Gaststätten und Cafés aus den Innenstädten verdrängt, jetzt kehrt die Gastronomie zurück.“ Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kommt in einem Branchenbericht zum Ergebnis: „Städte ohne Kaffeebars sind kaum mehr vorstellbar.“

Dabei ist der Siegeszug des Online-Handels nach Einschätzung von Insidern nicht der einzige Grund für die Entwicklung. Im öffentlichen Bewusstsein gewinne Ausgehen generell an Wichtigkeit, die Bedeutung der Mode dagegen schwinde: „Bei Facebook werden Fotos vom Essen gepostet und nicht von der neuen Jacke“. Dennoch: „Der Verbraucher holt sich seine Innenstädte zurück“. Die vergangenen Jahrzehnte seien eine Art Kaufrausch-Zeitalter gewesen, in dem der Konsum die Innenstädte dominiert habe. „Dessen sind die Menschen überdrüssig. Jetzt wird der Erlebnischarakter immer wichtiger.“

Nicht nur die Größe der Stadt entscheidet über die Zukunftsperspektiven, sondern vor allem die Aufenthaltsqualität, stellt Brackelsberg fest. Und dafür hat Bad Honnef gewiss die besten Karten.

Nach dem Abitur in Remscheid studierte Miriam Brackelsberg Betriebswirtschaft in Düsseldorf mit den Schwerpunkten Marketing, Controlling und Unternehmensführung. Danach ging’s zum Metro-Konzern in die Marketingabteilung bevor sie in den Vertrieb von LOreal wechselte. Seit 2012 ist Brackelsberg als Musikerin und Event-Managerin selbstständig. bö

Foto: City-Manager Georg Zumsande hat nun eine City-Managerin an seiner Seite

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