Sternwallfahrt der Frauen

Seit vielen Jahrzehnten findet alljährlich im September die Sternwallfahrt der Katholischen Frauen im Siebengebirge statt. Aus allen Pfarreien pilgern die Frauen zur Wallfahrtskirche Judas Thaddäus in Heisterbacherrott. Dort ereignet sich der große Gemeinschaftsgottesdienst zu einem bestimmten Motto.

 Die kfd-Vorbereitungsgruppe hatte als Thema „Brot nährt und spricht“ ausgesucht. Dazu wurden in Texten, mit Gebeten und Liedern und in der Predigt wichtige Erkenntnisse vermittelt. Pfarrer Dr. Herbert Breuer erklärte den weit über einhundert Frauen die vielfältigen Arbeitsschritte und Techniken, die zur Brotherstellung nötig sind – von der Einsaat bis zum leckeren Produkt.

 Aber, das Brot nährt uns nicht nur, sondern es spricht uns auch an. So ist es selbstverständlich, dass die Gottesdienstteilnehmerinenn zur Solidarität mit den Notleidenden in aller Welt bereit sind. Die Kollektengabe betrug 500,00 Euro, die an das Haus Heisterbach überreicht wurden. 

 Eine weitere Spende über 600,00 Euro aus dem kfd-Fastengottesdienst im April in Kloster Heisterbach wurde für die Opfer des Hurrikans und des Erdbebens an Caritas International überwiesen. Die Sprache des Brotes heißt einfach: Solidarisch teilen!

 Zur Erinnerung wurde das große gesegnete Brot vom Altar später nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken verschenkt. uv

Fünfter Platz beim Bundesfinale

Hagerhof- Tennismädchen

Die Tennis-Mädchen von Schloss Hagerhof haben die sportliche Erfolgsgeschichte der Schulmannschaften des Bad Honnefer Gymnasiums um ein weiteres Kapitel vergrößert: nach den Erfolgen der Basketballteams und einem hervorragenden Abschneiden der Golfmannschaft nicht nur auf Landesebene, sondern auch bei den Bundesfinals im  Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ überraschte die erst vor einem Jahr gegründete Mädchenmannschaft jetzt beim Finale in Berlin in der Wettkampfklasse III mit einem sehr guten fünften Platz unter 15 Landesmeistern und dem Vize-Meister aus Schleswig-Holstein!

Am Ende von vier ereignisreichen Tagen in Berlin konnten Lina und Emma Donauer, Tessa Solzbacher, Veronika und Angelina Ungurjanovic mit Trainer Oliver Seidenberg und Betreuerin Carolin Drescher stolz und mehr als zufrieden nach drei Siegen und einem Unentschieden die Heimreise antreten. Dies galt auch für Matthias Sieber, der als stellvertretender Schulleiter und Betreuer den Erfolg vor Ort in Berlin miterlebte.

Nach einem klaren 6:0 im Achtelfinale gegen das „Oekumenische Gymnasium zu Bremen“ folgte im Viertelfinale gegen das Gymnasium Wentorf ein 3:3-Remis, wobei leider der schleswig-holsteinische Landesmeister durch das bessere Satzverhältnis ins Halbfinale kam. Schadlos hielten sich danach aber die Hagerhof-Mädchen in den abschließenden Platzierungsspielen: nach einem klaren 5:1 gegen das „Heinrich-Heine-Gymnasium“ Kaiserslautern und einem 4:2 gegen das „Friedrich-Dessauer-Gymnasium“ Aschaffenburg stand am Ende der hervorragende 5. Platz zu Buche!

Für Schulleiterin Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel war das wieder einmal ein Grund, die erfolgreiche Mannschaft in der großen Pause am Mittwochmorgen gebührend mit der Schulgemeinschaft zu feiern. Zur Tradition dieser Ehrung gehört die obligatorische Torte – diesmal natürlich in Form eines Tennisplatzes mit Schläger, Bällen und den Namen aller Beteiligten. Urkunden, kleine Geschenke, ein Blumenstrauß für die Betreuerin und Mannschaftsfotos für die Schule rundeten diese Ehrung ab, die wahrscheinlich nicht die letzte für dieses Team war:  am Tag zuvor hatten die Mädchen mit einem klaren 4:0 gegen das Gymnasium Rheinbach bereits wieder die 1. Runde im neuen Wettbewerb auf Kreisebene locker geschafft – tortengestärkt können sie sich jetzt zuversichtlich auf den Weg in die nächsten Runden machen. eb

„Bausteine für das Leben“

Doppelte Freude herrschte bei Jochen Beuckers, dem Leiter von Haus Heisterbach in Königswinter über zwei Spenden. Denn auch in diesem Jahr überreichte ihm die Leiterin der kfd im Siegengebirge, Ursula Voll, einen Scheck über 500,00 Euro. Das Geld wurde gesammelt bei der Sternwallfahrt der Katholischen Frauen in Heisterbacherrott.

Selbstverständlich wurden auch wieder viele Kuchen von kfd-Frauen gebacken für die Gäste beim Familienfest rund ums Haus Heisterbach. Eine sehr große „Jubiläumsspende“ überreichte Pfarrer Dr. Herbert Breuer aus Bad Honnef. Er feierte Ende Juli 2017 ein großes Fest aus Anlass seines 50. Priesterjubiläums und verzichtete dabei auf persönliche Geschenke. Die Spendensumme von 18.380,90 Euro wurde gerecht geteilt zwischen dem Kinderdorf Bethanien bei Bensberg und dem „Haus Heisterbach“.

So konnte er für das Projekt „Bausteine für das Leben“ einen Scheck über 9.190,45 Euro überreichen. Jochen Beuckers bedankte sich herzlich bei den vielen Spendern, die mit ihrer Hilfe seit über 20 Jahren das „Haus Heisterbach“ unterstützen und Mütter und Kinder fit für die Zukunft machen. uv

Der neue Polo

Er ist da: Der neue Polo. Zuverlässig, sicher und sportlich. Mit seiner klaren Formensprache und eleganten Linienführung findet er die perfekte Balance zwischen Design und Funktion. Er überzeugt mit komfortablen, sicheren und modernen Features. Kurz: Der Polo macht Lust darauf, ihn zu fahren. Freuen Sie sich auf eine Probefahrt. Herzlich willkommen!

2017: Der Wein wird gut

Am Drachenfels sind sie gerade mitten in der Lese. Seit letzter Woche wird Riesling geerntet – und die Winzer sind sehr zufrieden. Karl-Heinz Broel vom Rhöndorfer Gut Domley hatte es schon im August angekündigt, die gute Qualität bestätigt sich jetzt.

„Eigentlich kann ich es nicht wirklich logisch erklären“, sagt Felix Pieper, der andere Winzer am Fels. Auch wenn das Wetter gefühlt nicht pralle Sonne ins Glas brachte, der Wein erfüllt alle Parameter für eine ordentliche Zukunft. Zuckergehalt und Säure sind gut, die physiologische Reife der Trauben ist es auch. Letzteres meint die Ausreifung der Früchte in Fleisch, Schale und Kernen; sie schmecken bereits jetzt lecker.

Von der Menge her ist es differenzierter. Der Gewürztraminer verlor gegenüber dem Vorjahr gleich 85 Prozent, der Müller-Thurgau 45 Prozent. Riesling als Hauptrebe blieb konstant auf dem hohen Ertragsniveau, die anderen Sorten auch. In diesem Jahr fährt Pieper zu ersten Mal Veltliner in den Keller – stolze 350 Liter von den jungen Stöcken, die er 2015 mit hohen Erwartungen auf  0,4 Hektar experimentierfreudig pflanzte. Und die einmal 1100 bis 1200 Liter bringen sollen. Heuer mit 95 Grad Oechsle, also im Bereich einer sehr guten Spätlese an der Grenze zur Auslese.

Das Jahr 2017 verspricht, ein „guter Herbst“ zu werden. Wenn Winzer das sagen, meinen sie eine reiche Ernte. Doch natürlich hängen noch Trauben im Wingert, um die letzten Sonnentage noch mitzunehmen. „Wir müssen noch ein bisschen zocken“, meint Felix Pieper. Aber die Aussichten zur Gesamternte und für ein entsprechendes Resultat stimmen in Rhöndorf. bh

HIT: Neueröffnung am 12.Oktober

HIT Markt-Umbau: Der Countdown läuft

Es ist eine spannende Zeit. Für alle. Für die Kunden, für die Mitarbeiter, für die Handwerker. Die Herausforderung: Den 6.800 qm goßen Markt während der normalen Öffnungszeiten komplett umzubauen und zu modernisieren. Vieles ist schon sichtbar. Die neuen Kühl-und Gefriermöbel, die neuen Kassensysteme, die neue LED-Beleuchtungsanlage. Rechts neben dem Eingang wächst der Glaskubus (Foto), in den das Lounge-Café einziehen wird.

Derzeit zieht die Wein-und Spirituosen-Abteilung um. Alles läuft nach Plan. Das große Finale beginnt am kommenden Samstag, dem 7.Oktober. Dann schließt der Markt um 16 Uhr seine Tore bis zum 11.Oktober. In dieser Zeit wird quasi rund um die Uhr der Feinschliff vorgenommen, um den Bad Honnefer HIT wieder in einen der modernsten SB-Warenhäuser Deutschlands zu verwandeln mit einem ganz besonderen Einkaufsflair, das versprechen die Inhaber Jörg und Dirk Pütz.

Und: In der 6.800 qm großen Halle wird eine Marktplatz-Atmosphäre geschaffen, mit Verköstigungsstationen für Wein, heißer Theke mit frisch zubereiteten Fisch- oder Fleischgerichten, Räucherofen und Sushi- Stand. Die Gerichte können in einem großzügigen Sitzbereich auf dem „Marktplatz“ direkt verzehrt oder eben auch mitgenommen werden. Am 12.Oktober wird der HIT Markt dann in neuem Glanz eröffnet. bö 

DRAGONS: Furioser Derbysieg

Dragons Rhöndorf vs. Bayer Giants Leverkusen 90:72 (20:17/22:23/25:17/23:15)

Vor 1100 Zuschauern setzen die Dragons ein deutliches Ausrufezeichen in der noch jungen ProB-Saison und feiern einen auch in der Höhe verdienten 90:72-Sieg gegen Rekordmeister Bayer Giants Leverkusen.

Headcoach Thomas Adelt musste am Spieltag zunächst eine Hiobsbotschaft verkraften: Anton Geretzki fiel mit einem fiebrigen Infekt aus und musste das Bett hüten. Dafür kehrte erstmals Patrick Reusch in den Kader zurück, nachdem er in der Vorbereitung noch verletzungsbedingt passen musste.

Den besseren Auftakt in ein stimmungsvolles Derby vor 1100 Zuschauern erwischten zunächst die Gäste mit einem 0:4-Start, ehe Capitano Viktor Frankl-Maus die heimischen Fans mit seinem 3er zum 3:4 erlöste. Die Zuschauer sollten ihr Kommen nicht bereuen, denn beide Teams drückten das Gas-Pedal zu Beginn bis zum Anschlag durch und entsprechend wechselte die Führung nahezu mit jedem Angriff. Fast mit der Schlusssekund des ersten Viertels wurde Center Alexander Möller von Ronalds Elksnis mustergültig in Szene gesetzt und konnte zum Viertel-Endstand von 20:17 vollenden.

Das zweite Viertel eröffnete der Rhöndorfer Lette Ronalds Elksnis und bewies mit seinem 3er sein sicheres Händchen. Doch die Gäste saßen den Dragons weiterhin im Nacken und hatten in Donovan Jack und Marvin Heckel ihre Aktivposten. Vor allem Donvon Jack drehte auf und konnte in Kooperation mit Tim Schönborn die 27:31-Führung für die Farbenstädter markieren. Sehr zum Missfallen von Coach Adelt gelang es den Gästen zu häufig einfache Offensiv-Rebounds einzusammeln und die dadurch entstehenden zweiten Chancen zu verwerten.

Auch der ehemalige Drache Tim Schönborn bewies in dieser Phase des Spiels, dass er nichts von seiner Gefährlichkeit eingebüßt hat und besorgte mit 4 Punkten in Serie eine 30:37-Führung der Gäste.  Jetzt war Dragons-Spirit gefragt und die Mannen vom Menzenberg zeigten, dass sie wahrlich Feuer und Flamme sind und holten bis zum Pausentee Punkt um Punkt auf und gingen mit einer 42:40-Führung zur Halbzeit in die Kabine.

Auch nach der Pause blieb das Tempo auf dem Parkett teils schwindelerregend hoch, den Gastgebern gelang es jedoch mit einer aggressiven Defense das Tempo der Giants nochmals zu toppen und sich mit 55:44 abzusetzen. Auch beim Rebound wurde nun beherzter zugegriffen, was den offensiven Spielfluss Leverkusens zusätzlich merklich hemmte. Der Rekordmeister suchte sein Heil nun vermehrt aus der Distanz und konnten so auf Tuchfühlung bleiben (58:50).

Mit dem Buzzer schraubte jedoch Rhöndorfs überragender Mann an diesem Abend, Kameron Taylor, die Führung wieder in den zweistelligen Bereich (67:57). Eben jener Kameron Taylor war es, der mit seinem Dunking zum 73:59 den Lautstärke-Pegel in lange nicht mehr gehörte Höhen trieb und Gäste-Coach Kuczmann zu einer sofortigen Auszeit zwang. Wer jedoch schon an eine Vorentscheidung dachte sah sich getäuscht, denn die Riesen vom Rhein zogen die Defense-Schrauben nochmal merklich an.

Doch auch diese Phase konnten die Drachen angetrieben von ihren Fans überstehen und hatten auf jeden Call der Gäste die passende Antwort parat. Mit einem deutlichen 90:72 konnten die Dragons am Ende den zweiten Sieg der noch jungen Saison verbuchen und hatten sich den anschließenden lauten Applaus der Fans mehr als nur redlich verdient.

Thomas Adelt (Headcoach Dragons Rhöndorf): „Vielen Dank an die Zuschauer! Meine Mannschaft hat sich heute besonders in der zweiten Halbzeit stark präsentiert und wir hatten immer die passende Antwort für Leverkusen parat. Mit zwei Siegen zu starten tut unserem Selbstvertrauen gut, aber wir schauen jetzt weiter von Spiel zu Spiel und werden uns jetzt konzentriert auf das Auswärtsspiel in Dresden vorbereiten.“

Achim Kuczmann (Headcoach Leverkusen): „Knackpunkt aus unserer Sicht war die zweite Halbzeit, als wir Rhöndorf zunächst ziehen lassen mussten und nicht mehr entscheidend in Schlagdistanz kommen konnten. Die erste Halbzeit war da noch enger, aber nach der zweiten Halbzeit ist der Sieg der Dragons auch in der Höhe verdient.“ ds

Rhöndorf: Frankl-Maus (14/3/-3er), Taylor (31/3, 8 Rebounds, 6 Assists), Thomas (10, 7 Rebounds), Blass (4), Vermum (DNP), Kneesch (4), Möller (12, 6 Rebounds), Koschade (0), Michel (10/2), Elksnis (5/1), Reusch (DNP)

Leverkusen: Oldham (2), Blessig (8/2-3er), Nick (0), Twiehoff (5), Legankovas (DNP), Schönborn (13/1), Engelhardt (DNP), Beckford (8, 8 Rebounds), Kuczmann (8/1), Merkens (DNP), Heckel (14/1), Jack (14/2)

HIT-Abenteuer-Markt

Wer in diesen Tagen „nur mal schnell beim HIT `was besorgen will“, wird überrascht sein über das, was ihm dann widerfährt: Der Ahnungslose wundert sich vielleicht nicht sofort beim Eintreten, wenn ihm auffällt, dass der Zeitschriftenladen verbarrikadiert ist. Und die Obst- und Gemüseabteilung erscheint nicht verdächtig.

Erst als man sich eine Packung Cornflakes aus dem Regal schnappen will und stattdessen Toastbrot erwischt, erschrickt man. Was ist denn hier los? Nichts ist mehr so, wie es mal war – kein Artikel mehr dort, wo er hingehört! Jetzt beginnt das Abenteuer: Ah! Da ist Müsli. Dann können meine Cornflakes  nicht weit sein. Falsch gedacht. Auf Nachfrage bei einer freundlichen Mitarbeiterin erfährt man, dass die Cornflakes irgendwo sind – vielleicht.

Ich finde sie nicht. Naja, egal. Und begebe mich auf die Suche nach Espresso, entdecke schnell das neue Kaffeeregal. Leider wird das erst bestückt, so dass sich große Lücken vor mir auftun. Espresso gibt’s nicht. Naja, egal. Dann aber habe ich Glück und treffe völlig unverhofft auf meine bevorzugte Nudelmarke – allerdings nur die Sorten, die ich nicht bevorzuge. Naja, egal.

Auf der Suche nach dem Käse, den meine Kinder so mögen, stoße ich dann auf ein provisorisches Regal vollgepackt mit den Lieblingsnudeln. Hurra! Angespornt von diesem Erfolg suche ich weiter nach den Artikeln, die ich „mal schnell besorgen“ wollte: Eier sind am gewohnten Platz – sehr gut. Beinahe hätte ich den Käse vergessen. Ich finde ihn nicht und bestelle an der Käsetheke: „Sechs Scheiben Beemster, bitte“ rufe ich laut über die Theke. Nebenan arbeitet ein Handwerker mit einer Bohrmaschine. „Sehr gerne“ ruft die Bedienung. „Ich kann aber nicht schneiden Wir haben gerade keinen Strom.“

Oh!? Naja, egal. Heute gibt es also keinen Beemster. Und leise höre ich schon das enttäuschte Maulen meiner Kinder… Auf der Jagd – wie es mir mittlerweile erscheint – nach Milch gerate ich an sehr edle Kühlschrankvorrichtungen. Frage mich allerdings, wie man diese öffnet – so ohne Griff? „Automatic“ werde ich durch einen Hinweis auf der Tür belehrt. Hightech pur! – und so hygienisch. Falls nicht doch alle Kunden versuchen, die Türen durch Handauflegen zu bewegen.

Und genau das kann ich im Folgenden beobachten. Jetzt habe ich genug von diesem Abenteuer, steuere auf die Kassen zu, die zumindest noch da sind, wo sie immer waren. Und zu meiner großen Erleichterung sitzen dort dieselben Kassiererinnen wie eh und je. Ein netter Plausch über mein soeben erlebtes Abenteuer, und ich verlasse vergnügt meinen Supermarkt. Franziska Lachnit (2017)

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber nicht in unserem Reichstagskasperletheater. Die Aktualität der Anlässe lässt mich wieder mal die Niederungen der rheinischen Kommunalpolitik verlassen und einen Blick an die Spree riskieren.

Der Bogen von der lokalen Kulturkolumne in die Berliner Politszene ist zwar weit, das Thema allerdings bewegt in dieser Woche natürlich auch die Nachbarschaft. Was niemand zu glauben wagte: der braune Kasper ist wieder da. Ist das der Niedergang der deutschen Politkultur, wenn grandpa‘s favourites mit einem Achtel der abgegebenen Wählerstimmen ins Parlament einziehen?

Oder ist Deutschland einfach nur in der europäischen Realität angelangt, wie es die Presse in den Nachbarländern verlauten ließ? Auf jeden Fall haben wir Wahlhelfer uns am Sonntag wahrlich nicht darum gestritten, wer die Stimmzettel für die sogenannte Alternative auszählen durfte. Wenn der Spitzenkandidat schon Gauleiter -sorry- Gauland heißt und mit der Alice weidelt, na dann Petry Heil.

Man kann nur hoffen, dass die vergreiste Großmutter und der bajuwarische Wachtmeister gemeinsam mit dem gelben Seppel und dem grünen Krokodil die Kasperfraktion ins Leere klappern lassen; Räuberhauptmann Martin hat sich bereits in die Kulissen verabschiedet, aber ganz links am Bühnenrand lauert ja immer noch die rote Hexe. Bis nächste Woche also, kaspern Sie wohl.

Die Wahlen aus Bad Honnefer Sicht

BUNDESTAGSWAHL: Viel Raum zur Auswertung

Schon immer wurde auf kommunaler Ebene differenzierter gewählt als zum Bundestag. Besonders in Bad Honnef. Weil in der kleinen Stadt die Wege auch der Informationen kürzer sind, weil Viele mehr kennen und wissen – und das auch noch besser. So strotzt dann ein „Bürgerblock“ vor Kraft, neben dem sich zudem immer noch Reste von Freien Wählern halten. Und die Großen hatten stets Schwierigkeiten, so nah an Wählerin und Wähler wie in der eigenen Kommune ihre Ergebnisse der Landtags- oder nationalen Wahlen zu erreichen.

Dieses Gefälle ist aufgehoben. Nicht nur in Bad Honnef, aber eben auch da. Besser informiert und weniger gläubig verteilen die Leute ihre Stimmen differenzierter. Auf ein breiteres Spektrum von Parteien, mit geringeren Häufungen hinter ein C für Christlich oder ein S für Sozialdemokratisch. Natürlich sind es unter anderem Internet und Digitalisierung, die zu passgenauerem Votum befähigen. Aber auch gestiegene Detailtreue in der Berichterstattung der Medien sowie größere Neugier angesichts einer diffusen Großen Koalition mit Mini-Opposition bewirkten: Der Bürger ist einfach besser im Bild. Weil er nachliest und die Sache selbst in die Hand nimmt. Es reicht nicht mehr das Gefühl, irgendwie schon vertreten zu werden; es ist dezidierter Wählerwille, bestimmte eigene Positionen im Parlament präsent zu sehen. Elemente direkterer Beteiligung, Elemente von Partizipation und Emanzipation?

Zuvorderst wurde die FDP bei den Bundestagswahlen besonders stark. Digitalisierung, Breitbandversorgung, Eigenverantwortung werden ihr zugeschrieben. Außerdem kommt die Kandidatin – weit oben auf der Landesliste und folgerichtig jetzt auch im Bundestag – aus Bad Honnef. Und taktisches Wählen kommt noch hinzu: Erststimme CDU, Zweitstimme FDP. Jedenfalls erreichte die Partei einen Riesenerfolg, überflügelte die SPD ganz knapp und war diesmal Nummer Zwei in der Stadt. Mehr Umwälzung geht kaum. Zieht man die 19 Kommunen des Kreises zum Vergleich, so ist die FDP nur in Wachtberg noch stärker; dort wohnte jahrzehntelang die liberale Ikone Hans-Dietrich Genscher.

Auch bei den anderen Parteien ist Manches eine Betrachtung durch die lokale Brille wert. Eine SPD unter 20 Prozent sieht man hier nicht oft – und auch selten im gesamten Kreisgebiet. Die Honnefer CDU verlor noch mehr (minus 8,2 Prozent) und ist an Rhein und Sieg ziemlich genau Mittelmaß. Das Ergebnis der Honnefer Grünen wird nur in Alfter und Königswinter übertroffen. Besonders überraschend: Die Linke überflügelt mit sieben Prozent in unserer Stadt auf hohem Niveau die AfD. Deren Rechtspopulisten erzielten in Bad Honnef kreisweit ihr schlechtestes Ergebnis. Kein Wunder bei dem hier praktizierten Umgang mit Flüchtlingen und Integration, und so organisierte sich unsere Bürgerschaft diesen Erfolg für demokratische Positionen selbst.

In Berlin gibt es jetzt eine Ansprechpartnerin für die Stadt: Nicole Westig ist MdB und aus Bad Honnef. Eine ungewohnte Option für die Stadt, kann sie doch jetzt noch einfacher dort „anrufen“ und für Unterstützung in ausgesuchten Fragen werben. Es wird sich zeigen, was daraus zu machen ist.

Die Wahlbeteiligung, seit Adenauer stets relativ hoch in der Stadt, stieg noch einmal. 81,76 Prozent liegen weit über dem Bundesdurchschnitt und sind schon etwas Besonderes. Erwähnenswert auch deshalb, weil es in Bad Honnef eben keine Massen von Protestwählern gab, die vorher nicht zur Urne gingen und diesmal die AfD stützen wollten.

Zu guter Letzt lassen sich noch diverse besonders spezifische Effekte beobachten. Oft fällt im Vergleich der Bundestags- zu den Kommunalwahlen auf, wie sehr den Parteien in gleich einer Reihe von Wahllokalen der Anschub durch besonders profilierte Kommunalpolitiker und –politikerinnen als Kandidaten auf den Wahlzetteln fehlt. So sehen in Rhöndorf die Ergebnisse der CDU diesmal anders aus als bei den Ratswahlen 2014. Ebenso können die Zahlen der Grünen diesmal keinesfalls die Ergebnisse der Kreistagswahlen oder der Ratswahl in Aegidienberg erreichen. Wobei das nur Beispiele sind für ein Phänomen, welches oft beobachtet werden kann. Und wie haben sich die Zuzüge in den wachsenden Stadtteilen ausgewirkt – z.B. in Rhöndorf? Es bleibt also viel Raum zur Auswertung. Schön, oder?                                                                                                                       bh

Foto: Pixelio